Mehrzweckhalle Volksschule, Ziersdorf
21.10.2020Executive Summary
Die Volksschulgemeinde Ziersdorf hat sich im Anschluss an die bereits 2013 zugesicherte Mustersanierung der Volksschule in Ziersdorf dazu entschlossen die 1977 errichtete Turnhalle ebenfalls zu sanieren. Neben dem täglichen Turnunterricht der Schüler der VS Ziersdorf wird die Halle auch für den Turnunterricht der Hauptschule Ziersdorf und für die Nachmittagsbetreuung als Bewegungsraum verwendet. Am späten Nachmittag ist die Halle wochentags an die Union Ziersdorf vermietet, die hier ihre Sporteinheiten anbietet. Am Wochenende wird die Halle als Ball-, Veranstaltungs-, Konzert- und Turnierstätte von fast allen Vereinen der Gemeinde in Anspruch genommen.
Die Marktgemeinde Kirchberg ist Mitglied der Klima- und Energiemodellregion Schmidatal. In dem Gebäude befinden sich eine Turnhalle samt Nebenräume, wie Umkleiden und Duschen, eine Besuchergalerie, Aufwärmküche für die Nachmittagsbetreuung, sowie ein Trainingsraum für den Tischtenniskader im Untergeschoß. Die Größe und Funktionen des Gebäudes wurden durch die Sanierung nicht verändert.
Das Gebäude ist in Ziegelbauweise mit Stahlbetonskelettkonstruktion errichtet und mit einem Beutelbinderdachstuhl und Faserwellzementdachplatten eingedeckt. Im Rahmen der Sanierung wurde der Walmdachstuhl abgebrochen und durch eine Warmdachkonstruktion mit neuer Abdichtung als Flachdach ersetzt. Die Außenwände und die Bodenplatte des Kellers wurden gedämmt und die Fenster ausgetauscht.
Das Gebäude wurde zuvor mit einer Elektro-Direktheizung beheizt. Die Beheizung erfolgt nach der Sanierung über eine Pelletsheizung in Kombination mit einer thermischen Solaranlage, die auch die danebenliegende Volksschule und den Kindergarten versorgt. Die Beleuchtung wurde auf tageslichtgesteuerte LED-Systeme umgestellt. Durch die Sanierung soll das Gebäude den klimaaktiv Gold-Standard erreichen.
Auszeichnungen/Zertifizierungen/Preise
- Klimaaktiv Gold (969 Punkte) – Link zur Gebäudedatenbank
Ausgangszustand
Gebäude
Eigentümer/ Betreiber:
- Marktgemeinde Ziersdorf
Ansprechpartner / Kontaktpersonen:
- gfGR Christoph Müllner, Obmann der VS-Gemeinde Ziersdorf
Architekt:
- Arch. DI Johannes Kislinger
- ah3 architekten zt gmbh
- A- 3580 Horn, Hauptplatz 3
Standort:
- Erlenaugasse 10, 3710 Ziersdorf
Gebäudetyp:
- Mehrzweckhalle
Errichtungsjahr Bestandsgebäude:
- 1977
Größe (BGF):
- 2.162 m2
Zustand/ Ausstattung Bestand:
- Der Zustand der Bausubstanz entspricht dem Gebäudealter.
Motiv der Sanierung
Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:
- Sanierung im Zusammenhang mit der Klima- und Energiemodellregion Landschaftspark Schmidatal.
Ziele
Vision
Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:
- Reduktion des Heizwärmebedarfs durch Optimierung der Gebäudehülle
- Umstellung des Heizsystems auf erneuerbare Energiequellen
- Effizienzsteigerung und Komfortgewinn durch ein neues Lüftungskonzept
- Verwendung nachhaltiger Materialien
- Optimierung der Beleuchtung
- Klima- und Energiemodellregion Landschaftspark Schmidatal. Schwerpunkt im Schmidatal ist das Ausschöpfen der verfügbaren Energieeinsparungs- und Bereitstellungspotentiale quer über alle Sektoren.
Maßnahmen
Gebäudehülle
Bauteilaufbauten:
- Außenwand: Dämmung mit zusätzlichen 20 cm Dämmstoff , wodurch sich der U-Wert auf 0,13 W/m²K verbessert
- Bestehender Walmdachstuhl wird gegen eine Warmdachkonstruktion mit 40 cm EPS Dämmung ersetzt. Verbesserung des U-Werts des Daches auf 0,085 W/m²K
- Der ungedämmte erdanliegende Fußboden wurde abgebrochen und mit 11 cm EPS-Granulat und 3 cm Trittschalldämmplatten gedämmt.
Baustoffe:
- Außenwand: EPS-F plus;
- Erdberührte Außenwand: XPS;
- Erdberührte Bodenplatte: EPS-Schüttung;
- Flachdach: Polystyrol
Fensterqualität:
- Sanierung der Fenster und Türen aus Holz, teilweise Tausch
Vermeidung von Wärmebrücken, Anschlussdetails:
- Wärmebrückenoptimierter Einbau der Fenster
Luftdichtigkeitskonzept:
- –
Haustechnik
Heizung:
- Wärmeerzeugung: Installation eines Pelletsheizkessels mit ca. 105 kW Leistung (in Heizcontainer untergebracht) in Kombination mit einer thermischen Solaranlage; 52 m³ Vakuumspeicher als Saisonspeicher und Spitzenlastabdeckung (Spitzenlastanteil ca. 20 %, laut Außentemperaturhäufigkeitsverteilung)
- Wärmeabgabe erfolgt über neue Niedertemperaturheizkörper; im Kindergarten und der Garderobe erfolgt die Wärmeabgabe über eine Fußbodenheizung, Temperaturregelung mit Thermostatventilen
Kühlung:
- Kühlung mit kühler Nachtluft (Free-Cooling) zur Vermeidung einer möglichen sommerlichen Überwärmung; Transport erfolgt über Lüftungsanlage; Abtransport der warmen Abluft über Fensteröffnungen in Aula durch Überströmung aus den Klassenräumen
Lüftung:
- Installation einer mechanischen Lüftungsanlage mit hohem Feuchterückgewinnungsgrad (ca. 85 %), welche Passivhauskriterien erfüllt; die Ausführung durch ein Zentralgerät ist geplant, um eine Überdimensionierung zu vermeiden; Messung der Luftqualität (CO2-Gehalt) jedes Raums zur Regelung von Zu- und Abluftmenge für optimalen Komfort; schallgedämpfte Volumenstromregler mit geringem Strömungswiderstand, Wärmerückgewinnungsgrad ca. 88%.
Warmwasserbereitung:
- Im Bestand über Elektroboiler; nach Sanierung zentral über thermische Solaranlage und Pelletsheizung im Winter mit Frischwassermodulen
Elektrik:
- Bedarfsabhängige Lichtsteuerung über Tageslichtsensoren; Beleuchtungsoptimierung durch LED; Reduktion des Energieverbrauchs für Beleuchtung um ca. 20 MWh/a
Regelungstechnik:
- Nachtlüftung (ca. 2,5-facher Luftwechsel pro Stunde); optimale, außenliegende, windunempfindliche, lichtlenkende Verschattung;
- Steuerung mit Tageslichtregelung verknüpft;
- Speichermassenaktivierung; Reduktion der inneren Lasten durch Beleuchtungsoptimierung
Solaranlage:
- Installation von Vakuumröhrenkollektoren auf einer Fläche von 80 m², welche den Pufferspeicher in der Sommerpause auf bis zu 110°C erhitzt; beladenen Energie sollte bis Semesterferien reichen
Energieeffizienz
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung:
- Außen liegende Verschattung im Zusammenspiel mit Tageslichtregelung verhindert Überwärmung durch Sonneneinstrahlung in der Ferienzeit und zu vermeidende Dauerlichtschaltung
Abwärmenutzung:
- Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage
Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:
- Solarthermie
- Pellets
Besondere Lösungen:
- Einrichten einer Ökostromtankstelle für Gemeindebürger und Bedienstete
Ergebnisse
Kennzahlen
Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.
Als Heizlast versteht man jene Wärmelast die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.
Heizwärmebedarf/ vorher:
- 32,35 kWh/(m³a)
- Bzw. 134,3 kWh/(m²a) lt. Energieausweis für Standortklima
Heizwärmebedarf/ nachher:
- 1,61 kWh/(m³a)
- Bzw. 5,05 kWh/(m²a) lt. Energieausweis für Standortklima
Kühlbedarf/ vorher:
- 0,00 kWh/(m³a)
Kühlbedarf/ nachher:
- 0,48 kWh/(m³a)
Erwartete CO2- Einsparung:
- 136 Tonnen CO2 pro Jahr
Kosten
Investitionskosten:
- Gesamte Investitionskosten ca. folgt nach Abrechnung
Einsparungen im Betrieb:
- Energiekosteneinsparung in 3 Jahren: folgt nach Abrechnung
Förderungen:
- Anerkennbare Investitionskosten: folgt nach Abrechnung
- Förderbasis: folgt nach Abrechnung
- Förderungen: folgt nach Abrechnung(entspricht einem Fördersatz von %)
Kosten je m2 BGF:
- folgt nach Abrechnung
Performance
Messungen im Rahmen der Qualitätssicherung Herstellung:
- Blower-Door-Test (Luftdichtheitstest) Zielwert: 0,6 h-1
- Messprotokoll folgt
Dokumentation
- Baubeginn: 2015
- Fertigstellung: Februar 2016
- Bezug: 3. März 2016
Persönliche Erfahrungen
Planungs- und Bauphase
Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practice Beispiele):
- In Summe hat alles gut funktioniert. Für das Gelingen war es zunächst wichtig, dass allen jeder die Spielregeln kannte und seine Rolle eingenommen hat. Vor allem nachdem der Bauherr seine Rolle bewusst eingenommen hat, hat die Abwicklung und die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert. Die gesteckten Ziele konnten sowohl technisch als auch zeitlich erreicht werden.
Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):
- Bis zum Schluss war die Zusammenarbeit mit den Behörden problemlos. Nur bei einem Geländer gab es ganz zum Schluss Uneinigkeiten zwischen dem Bausachverständigen und der Schulbehörde, ob das Geländer als Bestand gilt und somit genehmigt ist, oder ob es aufgrund der Generalsanierung erneut genehmigt werden und den geltenden Gesetzen entsprechen muss.
Empfehlungen:
- Der Bauherr sollte seine Bauherrenrolle von Beginn an stark und bewusst einnehmen und mit jeder Härte ausleben. Er sollte auch immer wieder nachfragen, um sicherzugehen, dass ein gemeinsames Verständnis zwischen ihm und den anderen Beteiligten für Details und das Gesamtprojekt vorliegt. Besonders wichtig ist es, den Sinn einzelner Maßnahmen zu hinterfragen, auf Pläne zu achten und Pläne aus verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten.
Nutzung
Nutzungskomfort/ Erfahrungen:
- Es ist definitv ein anderes Gebäude als vor der Sanierung. Das neue Gebäude ist angenehm, warm und auch die Nutzer fühlen sich wohl. Der Bauherr ist zufrieden mit dem Ergebnis.Ein paar Akustikprobleme wurden nachträglich behoben. Es war aber bereits von Anfang an klar, dass diese Probleme im Nachhinein behoben werden können und wie dies zu erfolgen hat.