Amtsgebäude, Karlstein an der Thaya
27.10.2020Executive Summary
Die Marktgemeinde Karlstein nahm eine umfassende thermisch-energetische Sanierung an ihrem Amtsgebäude vor. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1987, ist zweigeschossig und hat zwei Stiegenhäuser. Darin befinden sich neben dem Gemeindeamt ein Uhrenmuseum, ein Wählamt, ein Sitzungssaal und eine Arztordination. Im Zuge der Sanierung wurden die vorhandenen Räumlichkeiten zu neuen Amtsräumen mit Bürgerservice für die Gemeinde umgebaut und das Museum im Obergeschoss erweitert. Im nordöstlichen Teil des bestehenden Amtsgebäudes werden die Räumlichkeiten im Erd- und Obergeschoss umgebaut. Dabei wird eine neue Volksschule eingebaut und an der Ostseite wird ein Zubau errichtet.
Im Rahmen der thermischen Sanierung wurden die Fassadenflächen, die Kellerdecke, der Fußboden und die oberste Geschossdecke gedämmt. Weiters wurde eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Die Heizungsanlage wurde optimiert und auf biogene Fernwärme umgestellt. Durch die Sanierungsmaßnahmen sank der mittlere U-Wert des Gebäudes von 1,02 auf 0,22 W/m²K.
Zur optimalen Belüftung wurde eine mechanische Lüftungsanlage mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von 80% zur Versorgung der Räumlichkeiten installiert. Um die unterschiedlichen Nutzungen der Räumlichkeiten des Gebäudes optimal zu berücksichtigen, wurde eine Zonensteuerung kombiniert mit Regelventilen für die Heizungsanlage umgesetzt, welche es ermöglicht je nach Nutzung und Anforderung die gewünschte Temperatur zu erreichen.
Ausgangszustand
Eigentümer/ Betreiber:
- Marktgemeinde Karlstein an der Thaya
Ansprechpartner / Kontaktpersonen:
- eKUT GmbH
Ing. Otmar Schlager
Hans-Kudlich-Straße 2, 3830 Waidhofen/Thaya
Tel. 02842/21800
E-Mail: office@ekut.at
Architekt:
- Architekt Friedreich ZT GmbH
- Mühlweg 6, 3822 Karlstein
- www.friedreich.eu
techn. Planer:
- Büro Pölzl, 2011 Unterparschenbrunn
Standort:
- Wilhelm Matzinger – Straße 2, 3822 Karlstein an der Thaya
Gebäudetyp:
- Öffentliches Gebäude, Amtshaus
Errichtungsjahr Bestandsgebäude:
- 1987
Größe Bestand (BGF):
- 1.169 m²
Größe nach Sanierung (BGF):
- 1.400 m²
Zustand/ Ausstattung Bestand:
- Ziegelwände, Kellerdecke, oberste Geschoßdecke und erdberührte Böden ohne Wärmedämmung, Kunststofffenster mit Wärmeschutzverglasung.
Motiv für die Sanierung
Motiv:
- Änderung des Raumbedarfes (Volksschule, Bürgerservice Gemeinde), Verringerung des Energieverbrauches.
Ziele
Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:
- Zielsetzung ist eine Gesamtsanierung des Gebäudes, d.h. Dämmung der Fassaden sowie der Keller- und Obersten Geschossdecken aber auch der erdanliegenden Fußböden, Umstellung des Heizungssystems auf Fernwärme aus Biomasse, Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Anbringung von Verschattungssystemen und Einführung eines Energiemonitoring-Systems
- Die Sanierungsschritte sollen so durchgeführt werden, dass der Betrieb im gesamten Gebäude nicht gestört wird und durchgehend aufrecht bleibt
Maßnahmen
Gebäudehülle
Bauteilaufbauten:
- Außenwand: Vollziegel-Mauerwerk mit 18 cm Dämmstoff (EPS) – (U-Wert 0,16 W/m²K)
- Kellerdecke: Betonhohldielen mit 7-8 cm Tektalan-Platten – (U-Wert 0,3 W/m²K)
- oberste Geschossdecke: Betonhohldielen mit 32 cm Dämmstoff (EPS) – (U-Wert 0,1 W/m²K)
- Der gesamte derzeit ungedämmte Fußboden wird erneuert und mit 21 cm Thermotec gedämmt – (U-Wert 0,2 W/m²K)
Baustoffe:
- EPS, Tektalan, Styroporschüttung Thermotec
Fensterqualität:
- Fenstertausch, 3-fach WS-Verglasung 1,55 W/m²
Vermeidung von Wärmebrücken, Anschlussdetails:
- Einbau der neuen Fenster und Türen gemäß ÖNorm
Haustechnik
Heizung:
- Umstellung von fossiler Nahwärme auf biogene Fernwärme; Heizkörper bleiben bestehen; Zonierung der Wärmeverteilung
Kühlung:
- Keine aktive Kühlung
Lüftung:
- Kontrollierte Be- und Entlüftung mit 80% Wärmerückgewinnung
Bedarfsorientierte Lüftung in den Klassen mit CO2-Steuerung
Elektro:
- Es wurde ein Monitoringsystem umgesetzt um laufende Verbräuche zu analysieren und optimieren zu können.
Regelungstechnik:
- Um die unterschiedlichen Nutzungen der Räumlichkeiten des Gebäudes optimal zu berücksichtigen, wurde eine Zonensteuerung kombiniert mit Regelventilen für die Heizungsanlage umgesetzt, welche es ermöglicht je nach Nutzung und Anforderung die gewünschte Temperatur zu erreichen. Durch diese Maßnahme wird die Durchschnittstemperatur in den Räumen um 1-2°C gesenkt und damit der Heizwärmeverbrauch um etwa 4,5 MWh/a reduziert werden.
Strom:
- Umstieg auf Ökostrom
PV-Anlage:
- Es wurde eine PV-Anlage mit 11 kWp errichtet
Ergebnisse
Kennzahlen
Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche bzw. pro Kubikmeter beheiztes Voumen, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Reverenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen
Als Heizlast versteht man jene Wärmemenge die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.
Heizwärmebedarf/ vorher:
- 45,4 kWh/m³a
Heizwärmebedarf/ nachher:
- 8,1 kWh/m³a
Folgende Werte gelten für das sanierte Gebäude:
Kühlbedarf:
- 0,7 kWh/m3a
Erwartete CO2- Einsparung:
- 59,32 t/a
Erwartete Kosteneinsparung im Betrieb:
- ca. 2.850 €/a
Tatsächliche Einsparung:
- ca. 82% bei Wärme im Vergleich zum Bestand (ca. 40,4 kWh/m³.a Ersparnis bei Wärme)
- ca. 11.000 kWh/a durch die PV-Anlage
Kosten
umweltrelevante Investitionskosten:
- € 476.815,00
Dokumentation
Baubeginn:
- November 2016
Fertigstellung:
- 1. Bauabschnitt: September 2017
Persönliche Erfahrungen
Planungs-/Bauphase
Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practise Beispiele):
- Die Zusammenarbeit mit Planern und Behörden war konstruktiv.
Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):
- Durch den Konkurs eines Unternehmens verzögerte sich die Umsetzung.
Nutzungskomfort/ Erfahrungen:
- Die auffälligsten Verbesserungen des Komforts im neu sanierten Gemeindeamt betreffen die Raumtemperatur und die Luftqualität.
Durch den Anschluss an die biogene Fernwärmeheizung und die dadurch bedingte Erneuerung der Heizungssteuerung können die Raumtemperaturen an die Anforderungen in den verschiedenen Räumen angepasst werden.
Das führt im Winter zu angenehmen konstanten Temperaturen. Im Sommer kann eine Überhitzung der Räume durch die Ausstattung der Fenster mit entsprechenden Beschattungseinrichtungen großteils verhindert werden.
Durch den Einbau der Lüftungsanlage mit der hocheffizienten Wärmerückgewinnung wurde in den Räumen des Gemeindeamtes ganzjährig eine sehr gute Luftqualität erreicht ohne dass es zu Zuglufterscheinungen kommt. Auf eine Fensterlüftung kann dadurch verzichtet werden.
Im Bereich der Volksschule besteht der Komfort im wesentlich darin, dass je nach Klassenbelegung immer ausreichend Frischluft über die Lüftungsanlage zugeführt wird. Die erfolgt über die eingebaute CO2-Regelung der einzelnen Klassenräume und passt sich somit automatisch permanent an die verschiedenen Bedingungen an.
Natürlich wirkt sich auch das neue und moderne Erscheinungsbild der Amtsräume sowie des Schulgebäudes positiv auf die Motivation der Mitarbeiter und Schüler aus.