TASCA GmbH
15.09.2021Executive Summary
Die TASCA Immobilien GmbH beabsichtigte eine thermische Gesamtsanierung eines 1973 errichteten Gebäudes. Das zweistöckige Gebäude, welches ursprünglich als Wohnhaus und danach als Büro genutzt wurde, wurde nun im Zuge der Sanierungsarbeiten in eine Pension mit 12 Betten adaptiert. Die Pension wird ausschließlich betrieblich genutzt und im Zuge der Sanierung von 887 m³ auf 929 m³ vergrößert.
Die thermische Sanierung umfasste die Anbringung einer Vollwärmeschutzfassade, die Dämmung des Daches, der obersten Geschossdecke, des erdanliegenden Bodens und den Austausch der Fenster und Außentüren. Neben der thermischen Sanierung wurde die vorhandene Ölheizung gegen eine Wärmepumpe ersetzt sowie eine Photovoltaikanlage angebracht und die Beleuchtung auf moderne LED-Beleuchtung ausgetauscht. Weiters wird der Reststrombezug zukünftig durch Ökostrom abgedeckt.
Ausgangszustand
Gebäude
Eigentümer/ Betreiber:
- Tasca GesmbH
Uttissenbach 24
3911 Rapottenstein
Ansprechpartner / Kontaktpersonen:
- eKUT GmbH
Ing. Otmar Schlager
Hans-Kudlich-Straße 2, 3830 Waidhofen/Thaya
Tel. 02842/21800
E-Mail: office@ekut.at
Architekt:
Technische Planer:
Beteiligte Kontrolle:
Standort:
- Uttissenbach 24
3911 Rapottenstein
Gebäudetyp:
- Beherbergung
Errichtungsjahr Bestandsgebäude:
- 1973
Größe (BGF):
- Bestand: 887 m²
Zustand/ Ausstattung Bestand:
- Die Bauteile des Gebäudes entsprechen nicht mehr dem heutigen Stand der Technik bzw. den aktuellen Anforderungen. Die Außenwände von Erdgeschoß und Obergeschoß bestehen aus Leca Blockstein mit Verputz. Die Erdgeschossdecke besteht bisher aus ca. 30 cm starkem Aufbau mit Einhängesteinen ohne Dämmung.
Motiv der Sanierung
Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:
Ziele
Vision
Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:
- Die Zielsetzung war trotz der Umstrukturierung bzw. Zuordnung der Neunutzung als Hotel, die bestehende Gebäudesubstanz weitgehend zu erhalten. Die Sanierungsmaßnahmen, neue Tür- und Fensterkonstruktionen sowie neue Fassadendämmung, Sanierung erdanliegender Böden bzw. Kellerdecken und Adaptierung der Dachbodendämmung konnten in einer „Bauphase“ durchgeführt werden. Die Umstrukturierung des Heizungssystems stellte sich als die größte Herausforderung dar. Ein Anschluss an die Fernwärme war aufgrund der exponierten Lage leider nicht möglich. Bei der Entscheidung für eine Sole-/ Wasser-Wärmepumpe (inklusive Tiefenbohrung) wurde von einer Langzeitlösung ausgegangen, die sich bereits bewährt hat. Die 12,2 kWp-PV-Anlage ist für den Hotelbetrieb optimal geeignet und zeichnet sich durch einen hohen Eigenverbrauchsanteil bei hohem Autarkiegrad aus.
Maßnahmen
Gebäudehülle
Bauteilaufbauten:
- Das Gebäude wurde durch Dämmung der Außenwände mit 16 cm Hanfdämmplatten, die Innenwand zur Garage mit 8 cm Hanfdämmung versehen. Die oberste Geschoßdecke wurde mit 30 cm Zellulose, die Dachschräge (bisher nur eine Dämmung aus ca. 6 cm Mineralwolle) ebenfalls mit 30 cm gedämmt. Die Leichtwände im Dachgeschoss wurden mit 20 cm Dämmung versehen. Der Fußboden erhielt eine Dämmung aus XPS (ʎ= 0,033 W/mK) und zusätzlich eine Trittschalldämmung.
Baustoffe:
- 16 cm Hanfdämmplatten (Außenwand)
- 30 cm Zellulose (Dachschräge)
- 30 cm Zellulose (oberste Geschoßdecke)
Fensterqualität:
- Sämtliche Fenster, Türen und Portale in den Außenwänden wurden durch hochwertige Holz-Alu-Fabrikate mit 3-fach Wärmeschutzverglasung (Ug=0,5 W/m²K, Uf=0,85 W/m²K) ersetzt, und die Rohbauöffnungen (Abbruch der Parapete) wurden dafür entsprechend angepasst.
Vermeidung von Wärmebrücken, Anschlussdetails:
Luftdichtigkeitskonzept:
- Blowerdoor Test
Haustechnik
Heizung:
- Das gesamte Gebäude wurde im Bestand mit Öl beheizt. Zukünftig wird die Wärme- und Warmwasserversorgung durch eine Erdwärmepumpe mit 10,5 kW thermischer Leistung abgedeckt werden. Außerdem wurden die Radiatoren durch eine Fußbodenheizung ersetzt.
Kühlung:
- Für den Sonnenschutz wurden an den Fenstern Raffstores angebracht (außenliegende Verschattung mit elektrischer Betätigung von innen). Am Eingangsportal wurde ein Vordach montiert. Hierdurch wird eine nicht unwesentliche Einsparung an Kühlenergie im Sommer erzielt.
Lüftung:
Warmwasser:
- Mittels Erdwärmepumpe
Elektrik:
- Die bestehende Beleuchtung, bestehend aus einer Mischung veralteter Leuchtkörper (Glühlampen, Entladungslampen) wurde durch LED-Leuchten (LED-Beleuchtungssysteme) ersetzt; hierdurch werden Einsparungen von mindestens 85 % elektrischer Energie erreicht.
Regelungstechnik:
PV-Anlage:
- Auf dem Dach wurde eine PV-Anlage mit ca. 12,2 kWp montiert.
Energieeffizienz
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung:
- Thermische Sanierung
- Austausch der Fenster
- Umstellung auf LED
- Außenanliegende Sonnenschutzelemente
- PV-Anlage
Abwärmenutzung:
Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:
- PV-Anlage
- Wärmepumpe
Besondere Lösungen:
- Es wurden Dämmstoffe mit Umweltzeichen eingesetzt: Hanf an der Fassade / Zellulose im Dachgeschoß / Cemwood anstatt Styroporbeton
Ergebnisse
Kennzahlen
Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.
Als Heizlast versteht man jene Wärmelast die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.
Heizwärmebedarf / vorher:
- 262,3 kWh/m²a HWBref,RK entspricht 327,6 kWh/m²a HWBref,SK
Heizwärmebedarf / nachher:
- 34,8 kWh/m²a HWBref,RK entspricht 44,3 kWh/m²a HWBref,SK
Kühlbedarf / vorher:
Kühlbedarf / nachher:
- 0,5 kWh/m³a KB*RK entspricht 36,3 kWh/m²a KB,SK
Spezifische Heizlast / vorher:
- 34,3 kW entspricht 123,8 W/m² BGF
Spezifische Heizlast / nachher:
- 12,7 kW entspricht 41,9 W/m² BGF
Erwartete CO2- Einsparung:
- In Summe kann eine Reduktion der CO2-Emissionen von 42,17 Tonnen pro Jahr erzielt werden.
Erwartete Einsparung:
- Heizwärmebedarf Referenz – Reduktion: ca. 87%
- fGEE – Reduktion: ca. 87%
- Strom – Reduktion: –
Tatsächliche Einsparung:
- Die Wärmeenergieeinsparung beträgt etwa 77.000 kWh, was 82% entspricht.
- Die Stromenergieeinsparung beträgt 700 kWh, was 16% entspricht.
Messungen im Rahmen der Qualitätssicherung Herstellung:
- Blowerdoor Test: n50=1,38 h-1
Kosten
Investitionskosten:
- Beantragte Investitionskosten: 448.878,00 EUR
- Umweltrelevante Kosten: 368.110,00 EUR
Förderungen:
- Förderbasis: 353.386,00 EUR
- Tatsächliche Förderhöhe: 133.330,00 EUR
Kosten je m² BGF:
- ca. 476 €/m² BGF (Beantragte Invest.kosten/m² BGF Bestand)
Persönliche Erfahrungen
Planungs- und Bauphase
Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practice Beispiele):
- Die Umstrukturierung des Heizungssystems stellte sich als die größte Herausforderung dar. Ein Anschluss an die Fernwärme war aufgrund der exponierten Lage leider nicht möglich. Bei der Entscheidung für eine Sole-/ Wasser-Wärmepumpe (inklusive Tiefenbohrung) wurde von einer Langzeitlösung ausgegangen, die sich bereits bewährt hat.
Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):
- Es gab keine nennenswerten Hindernisse im Planungsprozess.
Empfehlungen:
- Das Hotel Waldrefugium profitiert durch die Sanierung in vielerlei Hinsicht. Zum einen wird durch die Maßnahmen im zu sanierenden Gebäudeteil der jährliche Heizwärmebedarf um ca. 77.000 kWh verringert, wobei die letztlich zu erbringende Raumwärme in der kalten Jahreszeit durch die Heizungsumstellung auf Sole/Wasser-Wärmepumpe umweltfreundlich und nachhaltig bereitgestellt wird. Zum anderen wird durch die 12,2 kWp Photovoltaik-Anlage ein großer Teil der benötigten elektrischen Energie zu 100% aus erneuerbaren Ressourcen ohne CO2-Emissionen erzeugt, so dass die Raumwärme im Endeffekt zu 100 % ökologisch erzeugt wird. In Summe werden damit die Energiekosten deutlich reduziert.
Chronologie/Bautagebuch:
- Planungsstart:
Baustart: Okt. 2020
Baufertigstellung: Okt. 2022
Nutzung:
Nutzungskomfort:
- Verbessertes Raumklima für Angestellte und Gäste
Erfahrungen:
- Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie auch im „Kleinen“, bei sehr überschaubaren Sanierungsprojekten deutlich sichtbare Schritte für die Energiewende und Klimaschutz durchführbar sind. Dieses Projekt ist aufgrund seiner massentauglichen Dimension für viele tausende gut nachvollziehbar.