Einzelunternehmer Stocker Karl, Murau – Umgesetzt

22.10.2020
Ansicht Sd Ostmittel

Executive Summary

Der Einzelunternehmer Karl Stocker hat in Scheifling im Bezirk Murau die Sanierung seines Bürogebäudes aus dem Jahr 1964 vorgenommen. Das Gebäude mit einem Volumen von 1.394,5 m3 erreicht nach Abschluss der Sanierung die Kriterien eines „qualitätsgeprüften Passivhauses“. Das Bruttoraumvolumen ist durch die Dämmmaßnahmen geringfügig auf 1.474,3 m3 angestiegen.

Der Stromverbrauch nach der Sanierung wird nun zu ca. 72% aus der eigenen PV-Anlage gedeckt. Der Gesamtenergieverbrauch konnte durch die Sanierung um ca. 85% reduziert werden.

Die Baustoffe stammen überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz und Zellulose (Böden, Fenster, Fassade und Wärmedämmung).

Die Heizung wurde von einem Biomassekessel auf Fernwärme aus Biomasse umgestellt. Zudem wurde eine zentral kontrollierte Wohnraumlüftung installiert. Ein Beschattungssystem mit Tageslichtlenkung und eine künstliche Beleuchtung mit LED Technologie

Außerdem wurde ein Energie Monitoring über ein Bussystem installiert.

Ausgangszustand

Eigentümer/ Betreiber

  • Karl Stocker

Ansprechpartner / Kontaktpersonen

  • Karl Stocker

Architekt

  • Schopohl KG, 8800 Unzmarkt, Steiermark

techn. Planer

  • Thermische Hülle: Christian Simbürger, 8820 Neumarkt, Steiermark
  • Haustechnik: ET König, 8811 Scheifling, Steiermark

Standort

  • Schmiedgasse 5, A- 8811 Scheifling

Gebäudetyp

  • Bürogebäude

Errichtungsjahr

  • 1964

Größe (BGF)

  • 441,3 m2 vor der Sanierung
  • 463,3 m2 nach der Sanierung

Zustand/ Ausstattung Bestand

  • Gewerbeobjekt aus 1964 entsprach aufgrund einer geänderten Nutzung nicht mehr den Anforderungen.

Motiv für die Sanierung

Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand

  • Das bestehende Gebäude entsprach nicht mehr den Anforderungen eines modern eingerichteten Zimmereibetriebs; die wirtschaftliche Führung des Betriebs wurde dadurch erschwert. Die Funktionalität des Bestandsgebäudes war aufgrund einer Änderung des Tätigkeitsfeldes nicht mehr gegeben.

Ziele

Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort

  • Durch eine Änderung im Geschäftsfeld von einem leistungsmäßig breiten Angebot der Zimmerei zu einer speziellen Nischen-Beratung und Ausführung von Wärmedämmmaßnahmen kommt dem Gebäude eine besondere Aufgabe zu.
  • Durch die Sanierung sollte das Gebäude wirtschaftlich, ökologisch und in der Qualität der Planung und Ausführung ein Vorzeigeprojekt sein.

Ziele Planer

  • Durch die Sanierung sollte das Gebäude wirtschaftlich, ökologisch und in der Qualität der Planung und Ausführung ein Vorzeigeprojekt sein.

Maßnahmen

Gebäudehülle

Bauteilaufbauten

  • Zur Außenmauer wird eine Holzpfosten-Riegel-Konstruktion mit einer Stärke von 40 cm mit Zellulosefaser als Dämmstoff gefüllt und mit einer diffussionsoffenen Holzwerkstoffplatte winddicht verschlossen. Die luftdichte Ebene ist der Innenputz.
  • Auf die bestehende Betondecke wird ein Staffelholz mit einer Höhe von 25 cm angebracht, eine Holzwerkstoffplatte mit 28 mm Stärke schließt die Dämmebene ab und erzeugt die luftdichte Hülle nach unten.
  • Im bestehenden Dachgeschoß wird die Dachseite Richtung Südosten mit Hilfe einer zurückgesetzten Fensterfront geöffnet.
  • Die innere Traufenkante und der First werden um 50 cm gehoben.
  • Das Kellergeschoß wird mit 25 cm Dämmstärke gedämmt.
  • Die Perimeterdämmung wird bis in frostfreie Tiefe ausgeführt.

Baustoffe

  • Zellulosedämmung in Außenwänden, Bodenaufbau und oberster Geschoßdecke

Fensterqualität

  • Die Fenster werden nach den Richtlinien für Passivhauskomponenten vorwiegend als Fixverglasung ausgeführt.

Luftdichtigkeitskonzept

  • Die Bauteilanschlüsse wurden wärmebrückenoptimiert.

Haustechnik

Wärmeerzeugung

  • Anschluss an biogene Fernwärme (Hackschnitzel), Anschlussleistung der Übergabestation: 5 kW

Kühlung

  • Keine aktive Kühlung

Lüftung

  • Kontrollierte Raumlüftungsanlage. Zuluft wird über einen erdverlegten, 30 m langen Kanal in 1,5 m Tiefe vorgewärmt.

Warmwasseraufbereitung

  • Zentral über Fernwärmeanschluss

Elektrik

  • LED-Beleuchtung, über KNX-Bus geregelt

Solaranlage

  • Nutzung der Sonnenenergie mithilfe einer PV-Anlage (Modulfläche 45,25 m², Peakleistung 6,88 kWp), die jährlich rund 6,54 MWh an Strom liefert.

Energieeffizienz

Nutzung Erneuerbarer Energiequellen

  • PV-Anlage zur Stromerzeugung
  • Biogene Fernwärme

Ergebnisse

Kennzahlen

Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.

Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.

Heizwärmebedarf/ vorher

  • 59,1 kWh/(m³a)
  • bzw. 177,4  kWh/(m²a)

Heizwärmebedarf/ nachher

  • 3,5 kWh/(m³a)
  • bzw. 7,0 kWh/(m²a)

Kühlbedarf/ vorher

  • 0,0 kWh/(m³a)

Kühlbedarf/ nachher

  • 0,0 kWh/(m³a)

Kosten

Investitionskosten

  • Beantragte Investitionskosten: € 320.464,00Umweltrelevante Investitionskosten: € 310.582,00

Förderungen

  • Förderbasis: € 273.296,00
  • Förderungen: € 126.063,00

Performance

  • Messungen im Rahmen der Qualitätssicherung

Herstellung

  • Luftdichtheit bestätigt durch Baumeister
  • n50 = < 0,57 h-1

Dokumentation

Bauphase

Chronologie/ Bautagebuch

  • Planungsbeginn: 2012
  • Baubeginn: 2013
  • Fertigstellung: Juni 2018

 

Persönliche Erfahrungen

Planungs-/Bauphase

Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practice Beispiele)

  • Die Planung und Ausführung der thermischen Hülle hat gut funktioniert. Jedoch musste ich mich damit auseinandersetzen, dass bei der Sanierung eines eher kleinen Projektes, keine exakte Vorplanung machbar war.

Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…)

  • Das Bestandsgebäude steht direkt an der Grundstücksgrenze. Die Dämmung der Außenwände war dadurch nicht möglich. Die Verhandlungen mit Nachbarn wegen Grundstückszukaufes verzögerten die Umsetzung des Projektes.
  • Der Behördenprozess verlief problemlos.
  • Passivhaustaugliche Holzfenster sind vielfach zu teuer.
  • Zur Herstellung der Lüftungsanlage sind die Interessen der ausführenden Firmen auf schnelle Montage ausgerichtet, meine Bauherrnwünsche  liegen in der Behaglichkeit , Qualität (z.B. Vermeidung von Kunststoffen) und der geringen Energieeffizienz .

Empfehlungen

  1. Egal welche Leistungen Sie zu ihrem Bau  benötigen, eine Referenz passend zu ihrem Bauvorhaben sollte die ausführende Firma unbedingt vorweisen können.
  2. Termine schriftlich mit Vertragsunterzeichnung.

Nutzung

Nutzungskomfort/ Erfahrungen

  • Jedem Besucher fällt auf, dass es nirgends Heizkörper oder Flächenheizungen gibt und dass es im Winter trotzdem behaglich warm ist. Wir als Nutzer sind begeistert durch die Lehmputz- und Holz-Oberflächen .
  • So gibt es in der Luft keine Lösungsmittel als Schadstoffe, welche erst abgeführt werden müssen.

Planung & Energieausweis

Ihre Ansprechpartner

Kontakt Ing. Karl Stocker karl.stocker@aon.at A-8811 Scheifling,
Schmiedgasse 5