Volksschule St. Margareten
23.10.2020Executive Summary
Die Gemeinde St. Margareten im Rosental nahm eine thermische Gesamtsanierung der 1883 errichteten Volksschule vor.
Zusätzlich zur thermischen Sanierung erfolgte ein Ausbau des Schulgebäudes sowie Umbaumaßnahmen für einen barrierefreien Zugang. Das Brutto-Volumen des konditionierten Bestandsgebäudes erhöhte sich durch die Sanierung von 4.365 m² auf insgesamt 5.613 m².
Die Gesamtsanierung umfasste neben der umfassenden thermischen Sanierung, den Einbau eines Lüftungssystems mit Wärmerückgewinnung, einer außenliegenden Verschattung, die Optimierung des Beleuchtungssystems, den Anschluss an ein Biomassefernwärmenetz sowie die Errichtung einer Photovoltaikanlage.
Das Gebäude wurde überwiegend mit Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen gedämmt.
Ausgangszustand
Gebäude
Eigentümer/ Betreiber:
- Kastralgemeinde St. Margareten
Ansprechpartner / Kontaktpersonen:
- AL Dr. Birgit Kuhn-Veratschnig
Birgit.Kuhn-Veratschnig@ktn.gde.at
Architekt:
- Architekt DI Kopeinig
Arch. DI Gerhard Kopeinig
ARCH + MORE Ziviltechniker GmbH
9220 Velden
Technischer Planer:
- Bmst. Josef Liendl, Köttmannsdorf
Standort:
- St. Margareten 36, 9173 St. Margareten im Rosental
Gebäudetyp:
- Schulzentrum (Pflichtschule)
Errichtungsjahr Bestandsgebäude:
- 1883
Größe (BGF):
- 1.311 m²
Zustand/ Ausstattung Bestand:
- Das Bestandsgebäude stammt aus dem Jahr 1883 und wurde im Laufe der letzten Jahrzehnte um neue Räume ergänzt bzw. immer wieder saniert. Eine umfassende Sanierung des Gebäudes hat bis dato nie stattgefunden. Die Fenster, Türen, Dämmung, das Dach sowie die Innenausstattung entsprach nicht mehr den technischen Anforderungen, sodass eine umfassende Sanierung unter Bedachtnahme auf nachhaltige Produkte vorgenommen wurde.
Motiv der Sanierung
Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:
- Der Bau wies insbesondere folgende Mängel auf: schwache bzw. fehlende Dämmung bei Fenstern und Türen sowie Dach, hoher Energieverbrauch, veraltete Leitungen und Ausstattung, fehleranfällige Lüftung insbesondere im Turnsaal
Ziele
Vision
Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:
- Das bestehende Schulgebäude soll durch eine Erweiterung eine zeitgemäße, multifunktionale und barrierefreie Nutzung ermöglichen. Durch die thermische Sanierung soll es zu einer signifikanten Energieeinsparung kommen.
Maßnahmen
Gebäudehülle
Bauteilaufbauten:
- Das Gebäude wurde vorwiegend durch das Aufbringen einer 18 cm Hanfdämmung an den Außenwänden, durch Dämmung des Daches und der obersten Geschoßdecke mittels 22-40 cm Zellulosedämmung, durch Dämmung des erdanliegenden Boden mittels 14 cm XPS Dämmung saniert.
Baustoffe:
- 18 cm Hanfdämmung – Außenwände
- 22-40 cm Zellulosedämmung – obere Geschossdecke & Dach
- 14 cm XPS Dämmung – erdanliegender Boden
Fensterqualität:
- Austausch der Fenster (Holz-Aluminiumfenster mit 3-fach Verglasungen)
Haustechnik
Heizung:
- Die Bereitstellung der Raumwärme erfolgt über einen biogenen Fernwärme-Anschluss.
Kühlung:
- Als Verschattungssystem und zur Reduzierung des Kühlbedarfes wurden außenliegende Sonnenschutzelemente installiert.
Lüftung:
- Einbau eines Lüftungssystems mit Wärmerückgewinnung.
Warmwasser:
- Die Bereitstellung des Warmwassers erfolgt über einen biogenen Fernwärme-Anschluss.
Elektrik:
- Die Beleuchtung wurde im Zuge der Sanierung auf eine effiziente LED-Beleuchtung umgestellt.
Regelungstechnik:
- Installation eines Monitoringsystems zur Verbrauchskontrolle und Anlagenoptimierung.
Energieeffizienz
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung:
- Fensteraustausch
- Fassadendämmung
- PV-Anlage
- LED-Beleuchtung
Abwärmenutzung:
- Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:
- Fernwärme aus Biomasse
- PV-Anlage
Ergebnisse
Kennzahlen
Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.
Als Heizlast versteht man jene Wärmelast die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.
Heizwärmebedarf/ vorher:
- 157,7 kWh/(m²a) = HWBref,RK
Heizwärmebedarf/ nachher:
- 50,9 kWh/(m²a) = HWBref,RK
Kühlbedarf/ vorher:
- 0,0 kWh/(m3a) = KB*RK ; 0,0 kWh/(m²a) = KB*SK
Kühlbedarf/ nachher:
- 0,0 kWh/(m³a)= KB*RK ; 12,0 kWh/(m²a) = KB*SK
Spezifische Heizlast:
- Vorher: 96,4 kW, entspricht 91,16 W/(m²BGF)
- Nachher: 65,1 kW, entspricht 49,65 W/(m²BGF)
Erwartete CO2- Einsparung:
- In Summe kann eine Reduktion der CO2-Emissionen von 96,40 Tonnen pro Jahr erzielt werden.
Messungen im Rahmen der Qualitätssicherung Herstellung:
- Ergebnis Blower Door Test: 1,26 1/h
Kosten
Investitionskosten:
- Gesamte Investitionskosten:
- Beantragte Investitionskosten: EUR 869.515,00
- Umweltrelevante Kosten: EUR 741.326,00
Einsparungen im Betrieb:
- derzeit noch nicht absehbar, da Anlage erst im November/Dezember 2020 in Vollbetrieb genommen wurde
Förderungen:
- Förderbasis: EUR 607.887,00
- Förderung Bund: EUR 114.236,62
- Förderung EU: EUR 111.661,38
Kosten je m² BGF:
- 1.266 €/m²BGF
Persönliche Erfahrungen
Planungs- und Bauphase
Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practice Beispiele):
- Der Planungsprozess wurde von den drei Planern für Elektroarbeiten, Sanitär-/ Heizungstechnik, Lüftung und Monitoring sowie die restlichen Arbeiten aufgeteilt. Für eine funktionierende Koordination insbesondere für die Mustersanierung wurde zusätzlich das Büro Arch + More ZT GmbH beauftragt.
Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):
- Schwierigkeiten ergaben sich insbesondere durch die überraschend ausbrechende Corona-Pandemie mit allen Einschränkungen betreffend Baubesprechungen, Arbeiten am Bau, Lieferverzögerungen etc. Diese konnten durch eine sehr gute Planung ohne nennenswerte Mehrkosten abgefedert werden. Baulich waren insbesondere die Unterfangung des Liftes, der Einbau der Lüftung in den Altbestand und die nicht vorhersehbaren Abbrucharbeiten eine Herausforderung. Von Behörden-Seite gab es keine Probleme, da die Gemeinde als Auftraggeber auch gleichzeitig genehmigende Behörde war. Es gab auch keine Anrainerbeschwerden.
Empfehlungen:
- Ein gutes und erfahrenes Planungsteam ist für eine reibungslosen Abwicklung von Planung bis zur Inbetriebnahme wichtig.
Chronologie/Bautagebuch:
- Planungsstart: März 2017
Baustart: 25.05.2020
Baufertigstellung:15.01.2021
Nutzung
Nutzungskomfort:
- Durch die neue Dämmung hat sich das Raumklima sehr verbessert. Im Innenbereich konnten einige Türen eingespart werden, da der Temperaturverlaust durch die Dämmung nicht mehr im großen Ausmaß gegeben ist. Die PV-Anlage ist seit November 2020 in Betrieb und hilft in der Stromeinsparung. Der barrierefreie Lift erleichtert den Schulalltag, insbesondere aber auch die Reinigung der drei Geschoße. Die neue elektronische Außenbeschattung war unbedingt notwendig, da bis dato mit Vorhängen im Innenbereich beschattet wurde. Die Lüftung trägt zu einem kontinuierlichem Luftaustausch bei und hat sich insbesondere im Turnsaal bei Groß-Veranstaltungen wie das Corona-Massentesting und Wahlen sehr bewährt.
Erfahrungen:
- Das herausfordernde Projekt, in einer Bauzeit von Mai bis September 2020 sowohl die thermische Sanierung des Altbaus, als auch den Zubau der Mensa zu realisieren, konnte trotz unvorhersehbarer Corona-Krise sehr gut umgesetzt werden. Die Volksschule samt Ganztagsschule konnte ohne Zeitverzögerung am 21.09.2020 in Vollbetrieb gehen. Sowohl das Lehrpersonal als auch die Schüler fühlen sich in der rundum sanierten Schule sehr wohl.