Tagesstätte – Marktgemeinde Langenzersdorf
17.05.2021Executive Summary
Die Marktgemeinde Langenzersdorf nahm die thermische Gesamtsanierung des 1998 errichteten Clubhausgebäudes der „Tennisanlage Seeschlacht“ sowie die Umnutzung der Räumlichkeiten vor. Hingegen des ursprünglichen Vorhabens eine Betreuung für Kleinkinder und Senioren anzubieten, wurde aufgrund des großen Bedarfs und der hohen Nachfrage an Betreuungsplätzen für Kleinkinder beschlossen, eine 2-gruppige Kleinkindertagesbetreuung zu schaffen.
Das Gebäude ist ebenerdig und nicht unterkellert. Die Brutto-Grundfläche des Gebäudes beläuft sich nach der Sanierung auf insgesamt 407,55 m². Die anliegende Tennisanlage wird vollständig abgebrochen. Der Bereich wird zukünftig als Garten für die Tagesbetreuung dienen.
Die Gesamtsanierung umfasste neben der umfassenden thermischen Sanierung, die Umstellung der Wärmeerzeugung auf eine bivalente Wärmepumpe. Darüber hinaus wurden auf dem Flachdach des Gebäudes 30 Photovoltaik-Module mit einer Gesamtfläche von 48 m² errichtet und die Beleuchtung optimiert.
Die Förderungsvoraussetzungen für die Mustersanierung für das sanierte Gesamtgebäude werden erfüllt.
Auszeichnungen/Zertifizierungen/Preise
- Klimaaktiv Gold (907 Punkte) – Link zur Gebäudedatenbank
Ausgangszustand
Gebäude
Eigentümer/ Betreiber:
- Marktgemeinde Langenzersdorf
Hauptstraße 10
2103 Langenzersdorf
Ansprechpartner / Kontaktpersonen:
- Marktgemeinde Langenzersdorf
Mag. Dr. jur. Helmut Haider (Amtsleiter)
Telefonnummer: +43-2244-230823
E-Mail: gemeinde@langenzersdorf.gv.at
Architekt:
- AH3 Architekten ZT GmbH
Arch. DI Johannes Kislinger Johannes
Telefonnummer: +43-2982-20800
E-Mail: office@ah3.at
Technische Planer:
- Elektro:
hm electric
Telefonnummer: +43-2244-50502
E-Mail: office@hmelectric.at - HKLS:
Kerschbaum Haustechnik GmbH
Telefonnummer: +43-2262-75658
E-Mail: haustechnik@kerschbaum.net - Bauphysik:
IBO-Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH
Telefonnummer: +43-1319-2005
E-Mail: ibo@ibo.at
Beteiligte Kontrolle:
- ÖBA:
AH3 Architekten ZT GmbH
Telefonnummer: +43-2982-20800
E-Mail: office@ah3.at
Standort:
- Alleestrasse 75-77
2103 Langenzersdorf
Gebäudetyp:
- Tagesbetreuungshaus
Errichtungsjahr Bestandsgebäude:
- 1998
Größe (BGF):
- vor der Sanierung 383 m² nach der Sanierung 407,55 m²
Zustand/ Ausstattung Bestand:
- Das Gebäude wurde 1998 errichtet, die letzten Änderungen wurden im Jahr 2001 vorgenommen. Das Clubhausgebäude der „Tennisanlage Seeschlacht“ ist seit Jahren verwaist, das Gelände liegt brach und verwildert zusehends. Aufgrund der Umnutzung der Räumlichkeiten, müssen verschiedene Veränderungen vorgenommen werden.
Motiv der Sanierung
Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:
- Neue Nutzungsform des Grundstücks sowie des Gebäudes.
Ziele
Vision
Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:
- Schaffung eines zeitgemäßen Gebäudes, das die nötigen Anforderungen erfüllt.
Die Marktgemeinde Langenzersdorf ist stets bemüht öffentliche Gebäude nach den bestmöglichen und neusten Standards auszustatten, so fügt sich auch diese Gebäude in die Reihe ein.
Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Kindergarten II, ist die Tagesbetreuung eine äußerst sinnvolle Erweiterung des Angebots für Kleinkinder im Alter von bis zu drei Jahren.
Maßnahmen
Gebäudehülle
Bauteilaufbauten:
- Außenwände: 26 cm EPS-Plus
Flachdach: 40 cm EPS-Plus Gefälledämmung
Erdanliegender Boden 18 cm EPS Dämmung
Baustoffe:
- EPS Dämmung, EPS-Plus, EPS-Plus Gefälledämmung
Fensterqualität:
- Die Fenster wurden durch Holz-Alu Fenster mit 4-fach Verglasung und integriertem Sonnen- und Sichtschutz ersetzt.
Vermeidung von Wärmebrücken, Anschlussdetails:
- Wärmebrücken und thermisch relevante Details wurden in Absprache mit der Bauphysik optimiert.
Luftdichtigkeitskonzept:
- Die Anforderung an die Luftdichtheit beträgt n50 ≤ 0,60 1/h.
Nach Durchführen des ersten Blower-Door-Tests mit einem Ergebnis von n50=0,81 1/h stand fest, dass die bisherigen Maßnahmen zur Luftdichtheit des Gebäudes nicht ausreichend waren. Anschließend wurde gemeinsam mit den Professionisten das Luftdichtheitskonzept überarbeitet und führten zu einem mehr als zufriedenstellenden Ergebnis von einem Wert von n50=0,54 1/h.
Haustechnik
Heizung:
- Die gesamte Wärmeversorgung erfolgt zukünftig mit einer bivalenten Sole-Wasser-Wärmepumpe mit einer thermischen Leistung von 11,5 kW. Im Zuge dessen ist die Errichtung eines Pufferspeichers und die Herstellung von drei Tiefenbohrungen mit einer Tiefe von jeweils 110,0m erforderlich. Die Raumheizung erfolgt über eine Fußbodenheizung.
Kühlung:
- Da die Wärmepumpe bereits über eine integrierte Kühlfunktion verfügt, kann diese bei Bedarf jederzeit aktiviert werden.
Lüftung:
- Zur Wärmerückgewinnung wurde ein mechanisches Komfortlüftungsgerät mit effizientem Gegenstromwärmetauscher verbaut.
Sanitär:
- Für die Warmwasseraufbereitung wird ebenfalls die bivalenten Sole-Wasser-Wärmepumpe verwendet.
Elektrik:
- Die Beleuchtung wurde im Zuge der Sanierung auf eine effiziente LED-Beleuchtung umgestellt.
Regelungstechnik:
- Zur Anwendung kommt ein BUS-System. Die Beschattung der Außenfenster ist elektronisch steuerbar. Zur Effizienzsteigerung wurden in Räumen wie z.B. dem Sanitärbereich Bewegungsmelder berücksichtigt.
PV-Anlage:
- Auf dem Flachdach des Gebäudes wurden 30 Photovoltaik-Module mit einer Gesamtfläche von 48,0m² errichtet.
Energieeffizienz
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung:
- Die Beleuchtung wurde im Zuge der Sanierung auf eine effiziente LED-Beleuchtung umgestellt.
Für die Heiz- und Warmwasseraufbereitung wurde eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, mit hoher Wirkungszahl und Wärmerückgewinnung, verbaut. Diese verfügt über eine integrierte Kühlfunktion und kann bei Bedarf aktiviert werden.
Die bestehende Fassadendämmung wurde bestmöglich belassen und aufgedoppelt bzw. in beschädigten Bereichen in der Gesamtdämmstärke erneuert. Der Fußboden und das Dach wurden ausreichend gedämmt um den bestmöglichen Standard zu entsprechen.
Die Fenster wurden durch Holz-Alu Fenster mit 4-fach Verglasung und integriertem Sonnen- und Sichtschutz ersetzt.
Abwärmenutzung:
- Mechanischen Lüftung mit Kreuz-Gegenstrom Rückgewinnung.
Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:
- Photovoltaik
- Sole-Wasser-Wärmepumpe
Ergebnisse
Kennzahlen
Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.
Als Heizlast versteht man jene Wärmelast die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.
Heizwärmebedarf/ vorher:
- 78,4 kWh/m²a HWBref,RK entspricht 134,7 kWh/m²a HWB Ref,SK
Heizwärmebedarf/ nachher:
- 38,28 kWh/m²a HWBref,RK entspricht 39,79 kWh/m²a HWB Ref,SK
Kühlbedarf/ vorher:
- 0,6 kWh/m³a KB*RK entspricht 13,9 kWh/m²a KB,SK
Kühlbedarf/ nachher:
- 0,79 kWh/m³a KB*RK entspricht 32,63 kWh/m²a KB,SK
Spezifische Heizlast:
- Vorher: 27,28 kW, entspricht 71,24 W/(m²BGF)
- Nachher: k.A kW, entspricht k.A. W/(m²BGF)
Erwartete CO2- Einsparung:
- In Summe kann eine Reduktion der CO2-Emissionen von 28,05 Tonnen pro Jahr erzielt werden.
Messungen im Rahmen der Qualitätssicherung Herstellung:
- Blower-Door Test ergab einen Wert von n50=0,54 h-1.
Kosten
Investitionskosten:
- Gesamte Investitionskosten: 1.005.499,73 Euro
- umweltrelevante Kosten: 374.046,67 Euro
Einsparungen im Betrieb:
- folgt
Förderungen:
- voraussichtliche Förderhöhe: 138.605 Euro
Kosten je m² BGF:
- ca. 2.156 €/m² BGF
Persönliche Erfahrungen
Planungs- und Bauphase
Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practice Beispiele):
- Da uns die Marktgemeinde Langenzersdorf als Bauherr bereits bestens bekannt war, wurde uns großes Vertrauen entgegen gebracht wodurch wir viele Freiheiten genießen konnten. Sehr zu schätzen wussten wir das große Engagement unseres Bauherrns das bestmögliche aus dem Projekt herauszuholen.
Da die Nutzer/innen erst zu einem späteren Zeitpunkt im Baugeschehen mit eingebunden wurden, mussten nachträglich in der Planung Anpassungen vorgenommen werden und führte tw. zu Kompromisslösungen.
Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):
- Durch die Änderung der Nutzung von Senioren und Kleinkindern auf eine 2-gruppige Tagesbetreuung ausschließlich für Kleinkinder war eine Umplanung und eine neue Einreichung erforderlich.
Da die Nutzer/innen erst zu einem späteren Zeitpunkt des Baugeschehens miteingebunden wurden, mussten nachträglich in der Planung Anpassungen vorgenommen werden und führte tw. zu Kompromisslösungen.
Die Änderungen führten zu einer noch geringeren Planungszeit.
Die Förderkriterien konnten zu Beginn nicht vollständig geklärt werden.
Empfehlungen:
- – Nutzer bereits in den ersten Planungsschritten miteinbinden.
– Aufgrund der Komplexität ausreichend Planungszeit einberechnen.
– Bessere Kommunikation und Abstimmung mit der Förderstelle
– Auftraggeber bereits vor Beauftragung über die unterschiedlichen Möglichkeiten informieren.
Chronologie/Bautagebuch:
- Planungsstart: 07. Jänner 2019
Baustart: 08. Juli 2019
Baufertigstellung: 09. Jänner 2020
Nutzung:
Nutzungskomfort:
- Zu Beginn der Nutzung beklagten sich die Nutzer/innen über eine zu trockene Luft. Dies konnte jedoch durch einige Lüftungseinstellungen angepasst werden.
Erfahrungen:
- Laut den Rückmeldungen sind die Erfahrungen der Nutzer durchwegs positiv. Erforderliche Änderungen, welche sich im Laufe der Nutzung herausstellten, konnten meist angepasst werden.