Raiffeisenbank, Pöllau-Kaindorf-Vorau – Umgesetzt
27.10.2020Executive Summary
Die Filiale der Raiffeisenbank Pöllau-Kaindorf-Vorau eGen führt eine thermische Sanierung des Bestandsgebäudes durch. Der spezifische Heizwärmebedarf (HWB*) liegt lt. Energieausweis vor der Sanierung bei 34,08 kWh/(m³a) und reduziert sich aufgrund der getroffenen Maßnahmen auf 6,70 kWh/(m³a).
Der Vollwärmeschutz für die Gebäudehülle beginnt bei 28 cm starken Mineralschaumplatten zur Dämmung der Außenwände (U-Wert von 1,17 W/(m²K) auf 0,12 W/(m²K)). Die mit 16 cm Mineralwolle gedämmte Decke zum unkonditionierten Dachraum wird um 14 cm MW erweitert und erreicht einen U-Wert von 0,16 W/(m²K). Die verwendeten Hartschaumplatten zur Dämmung des erdanliegenden Bodens, sind mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet, und verringern den U-Wert auf 0,14 W/(m²K). Die alten Türen und Fenster weisen einen U-Wert von durchschnittlich 1,8 W/(m²K) auf, und werden durch moderne Holz-Alu-Fenster mit einem U-Wert von 0,85-0,94 W/(m²K) ersetzt. Als Beschattungselement dienen Außenraffstore.
Die bestehende Wärmeversorgung über biogene Fernwärme wird beibehalten, jedoch reduziert sich aufgrund der Sanierungsmaßnahmen die Anschlussleistung von 41,46 kW auf 17,88 kW. Durch ein Flächenheizsystem mit niedrigen Vorlauftemperaturen kann zusätzlich Energie gespart werden. Die Warmwasserbereitstellung erfolgt getrennt von der Raumheizung über dezentrale elektrische Untertischspeicher.
Das Beleuchtungssystem wird auf energiesparende Lampen und LEDs, angesteuert über Bewegungsmelder, umgestellt. Mit der geplanten 112 m² großen Photovoltaikanlage mit einer Peak-Leistung von 21 kW wird Strom für den Eigenbedarf produziert (24 MWh/a). Durch die Energieeffizienzmaßnahmen kann nahezu der gesamte Strombedarf von jährlich ca. 28 MWh durch die PV-Anlage gedeckt werden. Der verbleibende Reststrombedarf wird über Ökostrom aus dem Netz bezogen.
Ausgangszustand
Gebäude
Eigentümer/ Betreiber:
- Raiffeisenbank Pöllau-Kaindorf-Vorau eGen
Ansprechpartner / Kontaktpersonen:
- Geschäftsleiter: Dir. Günter Muhr
- Sekretariat: Erna Winkler
Standort:
- 8224 Kaindorf 124
Gebäudetyp:
- Banken – Bankstelle
Errichtungsjahr Bestandsgebäude:
- 1967, letzter Umbau 1992
Größe (BGF):
- Von 746 m² auf 817 m² erweitert
- Bruttoraumvolumen von 2.508 m³ auf 2.976 m³ erweitert u.a. durch neuen Eingangsbereich
Zustand/ Ausstattung Bestand:
- Das äußer- und innerliche Erscheinungsbild der Bankstelle Kaindorf war nicht mehr zeitgemäß. Die Beratungsräumlichkeiten waren nicht barrierefrei zugänglich und die Parkplatzanbindung war schlecht. Die thermische Hülle entsprach nicht mehr dem Stand der Technik und verursachte hohe Fernwärme-Kosten.
Motiv der Sanierung
Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:
- Mit einem Heizwärmebedarf von 114,6 kWh/(m²a) laut Energieausweis und einem hohen Stromverbrauch, vor allem durch die ineffiziente Beleuchtung, entsprach das Gebäude nicht mehr den Ansprüchen eines modernen Bankbetriebs.
Ziele
Vision
Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:
- Das Haus soll zukünftig von der Hauptstraße als auch von dem rückseitig liegenden Parkplatz betreten werden können.
- Ein barrierefrei zugängliches Bankgebäude soll eine persönliche Beratung für alle Kunden im 1. Obergeschoss ermöglichen.
- Für die Kunden und ebenfalls auch für die Bankangestellten soll durch Schaffung eines behaglichen Raumklimas der Komfort gesteigert werden. Auch die möglichst blendfreie Beleuchtung soll auf einem ergonomischen und nachhaltigen Konzept basieren.
- Besonderes Augenmerk soll auf die Energieeffizienz, niedrige Energiekosten, PV-Anlage und auf die Verwendung umweltfreundlicher Produkte (u.a. PVC- und Lösungsmittelfrei) gelegt werden.
- Energieabläufe sollen mit einem Monitoringsystem beobachtet werden.
Ziele Planer:
- Barrierefreiheit und behindertengerechte Ausstattung sowie ein auf Kosten-Nutzen optimiertes Gebäude.
- Ein laufender Bankbetrieb während des Umbaus stellt eine Herausforderung dar.
- Der bislang ungenutzte Dachraum soll für die Musikschule Kaindorf vermietet werden.
- Das neue Bankgebäude soll einen Beitrag zur Ökoregion Kaindorf leisten.
Maßnahmen
Gebäudehülle
Bauteilaufbauten:
- Ein Vollwärmeschutz für die Gebäudehülle soll durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
- Die Außenwände aus Hochlochziegel werden mit 28 cm Mineralschaumplatten gedämmt, wodurch sich der U-Wert von 1,17 W/(m²K) auf 0,12 W//m²K) verbessert. Die im Bereich des erdanliegenden Bodens verwendeten Hartschaumplatten sind mit dem österreichischen Umweltzeichnen ausgezeichnet, und verringern den U-Wert auf 0,14 W/(m²K).
- Die mit 16 cm Mineralwolle gedämmte Decke zum unkonditionierten Dachraum, wird mit 14 cm Mineralwolle erweitert und erreicht schließlich einen U-Wert von 0,16 W/(m²K).
Baustoffe:
- Polystyrol-Hartschaumplatten und Mineralschaumplatten zur Dämmung der Gebäudehülle.
- Dämmplatten aus Perlit zur Innendämmung von manchen Außenwänden.
- Mineralwolle als Dämmung zum unkonditionierten Dachraum.
- PVC- und Lösungsmittelfreie Produkte zur Hausinstallation.
Fensterqualität:
- Holz-Aluverglasung mit Uw-Wert = 0,85-0,94 W/(m²K) und einem Ug-Wert = 0,60 W/(m²K).
Luftdichtigkeitskonzept:
- Das Luftdichtigkeitskonzept wurde im Zuge der Sanierung verbessert.
- Es wird laut ausführender Firma der erforderliche Wert von 1,5 h-1 deutlich unterschritten werden. Ein Blower-Door-Test wird das Ergebnis bestätigen.
Haustechnik
Heizung:
- Die Wärmeversorgung des Gebäudes erfolgt über eine Fußbodenheizung in den EG-Räumlichkeiten, sowie über eine Radiatorheizung in den Räumen des 1. OG.
- Die bestehende Fernwärmeleitung reicht aus um das Gebäude mit Wärme zu versorgen.
Kühlung:
- Wegen des geringen Platzangebots (kein Keller) musste eine konventionelle Kühlung mit Deckenkassettengeräten und Fan Coils ausgeführt werden.
Lüftung:
- Nur in den innenliegenden Räumen ohne Fenster wurden lüftungstechnische Maßnahmen gesetzt.
Sanitär:
- Elektrische Untertischspeicher unter den Waschbecken liefern punktgenau Warmwasser und ersparen Leitungsverluste bei geringem Verbrauch. Dadurch ist es auch möglich den Eigennutzungsgrad der PV-Anlage zu erhöhen.
Elektrik:
- Trotz einer Erweiterung der BGF wurde durch folgende Maßnahmen eine Senkung des Stromverbrauchs erreicht:
- LED-Beleuchtung
- Bewegungsmelder
- Dimmfunktion der Beleuchtung
- Automatisch agierendes BUS-System zum Steuern der Jalousien, der Alarmanlage, der Heizung und des Klimas (teilweise händisch/manuell übersteuerbar).
- Eine PV-Anlage wird auf dem Dach und auf der Südfassade, über dem Eingangsbereich (Eyecatcher), installiert. Die 112 m² große PV-Anlage ist auf einen Eigenverbrauch von 80% ausgelegt. Ein Batteriesystem zur weiteren Erhöhung des Eigennutzungsgrades wurde überlegt. Wegen der aktuellen Marktpreise stellte es sich jedoch als nicht wirtschaftlich darstellbar heraus. Die Anlage hat eine Leistung von 21 kW und wird 24 MWh/a an Energie erzeugen.
- Der restliche Strombedarf wird durch einen Ökostromanbieter gedeckt.
Regelungstechnik:
- Zentrale Bus-Steuerung, wie im Kapitel „Elektrik“ bereits beschrieben, basierend auf einem KNX-System.
Solaranlage:
- Die Sonnenenergie wird durch eine PV-Anlage in Strom umgewandelt.
Energieeffizienz
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung:
- Optimierung der Beleuchtung durch einen Umstieg auf LED-Leuchten in Kombination mit einer intelligenten Steuerung.Das Warmwasser wird durch Untertischspeicher erzeugt.
- Durch ein Flächenheizsystem mit niedrigen Vorlauftemperaturen kann zusätzlich Energie gespart werden.
Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:
- PV-Anlage am Dach und an der Südfassade, welche den gesamten Strombedarf von 28 MWh/a nahezu deckt. Durch den Bankbetrieb untertags kann der hohe Eigennutzungsgrad erreicht werden, da genau dann Energie benötigt wird, wenn die Sonne scheint.
Besondere Lösungen:
- Durch die Installation der PV-Anlage über dem Eingangsbereich, wird das Image einer zeitgemäßen Bankstelle transparent gemacht. Auch ergibt sich dadurch ein architektonisch gelungener Eingangsbereich.
Ergebnisse
Kennzahlen
Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.
Als Heizlast versteht man jene Wärmelast die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.
Heizwärmebedarf/ vorher:
- 34,08 kWh/(m³a)
- Bzw. 114,6 kWh/(m²a)
Heizwärmebedarf/ nachher:
- 6,70 kWh/(m³a)
- Bzw. 24,4 kWh/(m²a)
Kühlbedarf/ vorher:
- 0,43 kWh/(m³a)
- Bzw. 17,47 kWh/(m²a)
Kühlbedarf/ nachher:
- 0,39 kWh/(m³a)
- Bzw. 30,43 kWh/(m²a)
Spezifische Heizlast:
- Vorher: 41,5 kW, entspricht 70,9 W/(m²BGF)
- Nachher: 17,9 kW, entspricht 30,6 W/(m²BGF)
Erwartete CO2- Einsparung:
- 39,67 t/a
Erwartete Kosteneinsparung im Betrieb:
- Durch die neu errichtete PV-Anlage und den Umstieg auf energieeffiziente Beleuchtung sowie der Reduktion des Heizwärmebedarfs werden Energiekosteneinsparungen in 4 Jahren von € 40.996,00 erwartet
Amortisationszeit:
- Es wurde mit einer Amortisationszeit von 8 Jahren kalkuliert.
Kosten
Investitionskosten:
- Gesamte Investitionskosten ca. € 1,2 Mio.
Einsparungen im Betrieb:
- Erwartete Energiekosteneinsparungen in 4 Jahren von € 40.996
F��rderungen:
- Beantragte Investitionskosten: € 491.358
- Umweltrelevante Investitionskosten: € 456.773
- Förderbasis: € 415.777
- Förderungen: € 166.311 (bei Fördersatz von 40 %)
Performance
Messungen im Rahmen der Qualitätssicherung Herstellung:
- Blower-Door-Test (Luftdichtheitstest) wird vor der offiziellen Inbetriebnahme noch durchgeführt.
Messungen Energieverbrauch im Betrieb:
- Das Energieverbrauchsmonitoring wird auch über den KNX-Bus erfolgen. Daten liegen noch nicht vor.
Persönliche Erfahrungen
Planungs- /Bauphase
Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practice Beispiele):
- Es wurde besonders darauf geachtet mit heimischen Firmen den Bauprozess abzuwickeln.Das hat folgende Vorteile:
- Rasches Eingreifen bei Problemen
- Gute Erreichbarkeit der Ausführenden
- Kunden sind aus der Region; „Eine Hand wäscht die andere“
Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):
- Das Ansuchen um die Förderung war ein relativ komplizierter und langwieriger Prozess (subjektive Einschätzung). Die Auszahlung der Förderung erfolgt erst nach Fertigstellung der Bauarbeiten. Allerdings war durch die Förderung ein Umbau in diesem Umfang erst möglich. Diese stellt somit einen wichtigen Stein in dem Puzzle dar.Um die Barrierefreiheit und einen Zugang vom Parkplatz zu ermöglichen, war ein Zukauf an Grundstücksfläche von Nöten. Die maximal bebaubare Fläche stellte hier die Schwierigkeit dar.
Empfehlungen:
- Kurze Anfahrtswege waren auch bei der Auswahl der Firmen aus der Region ausschlaggebend. Bei eventuell auftretenden Problemen im Bau oder Betrieb kann relativ rasch jemand vor Ort sein.
- Die Mitarbeiter wurden in den Planungsprozess miteinbezogen um schlussendlich ein für alle (Kunden, Mitarbeiter, Geschäftsleitung) passendes Raumklima zu schaffen.
- Durch den Betrieb der Geschäftsstelle während der Bauzeit, war eine gute Abstimmung mit den ausführenden Firmen notwendig.
- Die Planung erfolgte gemeinsam mit einem Spezialisten aus der Region.
Nutzung
Nutzungskomfort/ Erfahrungen:
- Durch die Niedertemperaturheizung im Kundenbereich EG, konnte der Komfort stark gesteigert werden.Das Belichtungskonzept trägt zu einen angenehmen Arbeitsumfeld bei.
- Glastüren im Innenbereich (zwischen Büro und Gang) erhöhen den Tageslichtanteil, was ebenfalls eine Komfortsteigerung darstellt.