Marktgemeinde Thaya, Ordinationsgebäude – Umgesetzt
27.10.2020Executive Summary
Die Marktgemeinde Thaya führte die Sanierung des als Bürogebäudes genutzten, ehemaligen Bahnhofsgebäudes der Gemeinde in Thaya (NÖ) aus dem Jahr 1903, welches nun als Ordinationsgebäude für den Gemeindearzt genutzt wird, durch. Das Gebäude befindet sich in der Klima- und Energiemodellregion Zukunftsraum Thayaland.
Das Gebäude aus dem Jahr 1903 ist nicht unterkellert und ruht auf einem Sockelmauerwerk aus behauenen Granitblöcken. Die Außenwände des T-förmige Grundrisses wurden aus 50 cm starken beidseits verputzten Vollziegelwänden erbaut. Für den Ordinationsbetrieb war zusätzlicher Raumbedarf gegeben. Der Ausbau von einem Bruttoraumvolumen von 488,9 m3 auf 677,31 m3 wurde so in den Bestand integriert, dass sich durch diese Erweiterungsmaßnahmen das Oberflächen-Volums-Verhältnis verbessert.
Das früher als Büro genutzte Gebäude wurde bisher mit Kohle beheizt. Die Warmwasseraufbereitung erfolgte elektrisch. Nun erfolgt sowohl die Beheizung des Gebäudes als auch die Warmwasseraufbereitung durch eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, die darüber hinaus auch für passive Kühlung verwendet werden kann. Der Strom für die Wärmepumpe und die restlichen Stromverbraucher wird klimaneutral durch eine neue Photovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von 11,39 kW erzeugt, welche genügend Strom zur Erreichung des Standards eines Plusenergiegebäudes liefert und Ökostrom in das Netz einspeist.
Ausgangszustand
Eigentümer/ Betreiber:
- Marktgemeinde Thaya
Ansprechpartner / Kontaktpersonen:
- Alois Semper, Marktgemeinde Thaya
- eKUT GmbH
Ing. Otmar Schlager
Hans-Kudlich-Straße 2, 3830 Waidhofen/Thaya
Tel. 02842/21800
E-Mail: office@ekut.at
Architekt:
- Arch. DI Dietrich Waldmann
- Doblerstraße 8, A- 3830 Waidhofen/Thaya
techn. Planer:
- Franz Strohmayer BauGesmbh, 3842 Thaya
- Holzbau Willibald Longin GmbH, 3843 Dobersberg
Standort:
- Bahnhofstraße 14, A- 3852 Thaya
Gebäudetyp:
- Ordination
Errichtungsjahr:
- 1903
Größe (BGF):
- 130,4 m2 vor der Sanierung
- 169,6 m2 nach der Sanierung
Zustand/ Ausstattung Bestand:
- Bausubstanz des ehemaligen Bahnhofs war in Ordnung. Das Gebäude entsprach nicht mehr dem Stand der Technik. Auch die Anforderungen für eine geänderte Nutzung wurden durch das Gebäude nicht mehr erfüllt.
Motiv für die Sanierung
Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:
- Gesamtsanierung des Gebäudes in der Klima- und Energiemodellregion Zukunftsraum Thayaland; Umsetzung notwendiger Zubauten für den Ordinationsbetrieb
Ziele
Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:
- Schaffung zusätzlichen Raumes für den Ordinationsbetrieb, Verbesserung des Oberflächen-Volums-Verhältnisses, Installation einer Sole-Wasser-Wärmepumpe, Errichtung einer Photovoltaik-Anlage, Erreichung des Plusenergie-Standards für das Gebäude
Ziele Planer:
- Eine attraktive und zeitgemäße Ordination mit hoher Energieeffizienz sowie hohem Nutzungskomfort für Angestellte und Patienten zu schaffen.
Maßnahmen
Gebäudehülle
Bauteilaufbauten:
- Dämmung der Außenwände: vertikale 6/24 Riegel aus Konstruktionsvollholz mit Zellulosedämmstoff ausgeblasen
Giebel und Kniestockwände im Bereich des unbeheizten Dachbodens wurden sowohl an der Innen- wie an der Außenseite gedämmt - Der bestehende Fußboden wurde abgebrochen und das Erdreich im Inneren des Gebäudes um rund einen halben Meter abgegraben. Auf einer kapillarbrechenden Schicht wurde eine Sauberkeitsschichte mit horizontaler Feuchtigkeitsisolierung eingebracht. Darüber folgt eine 20 cm dicke Dämmschüttung, eine Trittschalldämmung mit Estrich und eine Fußbodenheizung. Auf der bestehenden Tramdecke mit Mausboden, Schlackebeschüttung und Ziegelbelag wurde eine 30 cm dicke Dämmung aus Zellulose zwischen die Träger eingeblasen.
Baustoffe:
- Zellulosedämmung in Außenwänden und oberster Geschoßdecke
Fensterqualität:
- Passivhaus-zertifizierte Holz-Alu-Fenster
Luftdichtigkeitskonzept:
- Wärmebrückenfreier Einbau der Fenster in der Dämmebene
- Wärmebrücke im Sockelbereich wurde durch Anbringen einer 20 cm starken Perimeterdämmung bis zur Unterkante des Fundaments entschärft
Haustechnik
Heizung:
- Wärmeerzeugung mit Sole-Wasser-Wärmepumpe, Leistungszahl (COP) von 4,5
Kühlung:
- Keine aktive Kühlung. Ursprünglich war geplant, die Wärmepumpe als Freecooling-System zu verwenden, bei dem das Grundwasser ohne Einsatz der Kompressoren im Kreis gepumpt und die natürliche Kälte des Grundwassers genutzt wird. Es stellte sich jedoch heraus, dass die eingesetzte Wärmepumpe nicht zur aktiven Kühlung eingesetzt werden kann.
Lüftung:
- Lüftungsgerät mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung in Abhängigkeit von der geförderten Luftmenge zwischen 82 und 86% (PHI zertifiziert); kann stufenlos an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Zur Optimierung des Betriebs wird die Anlage über einen CO2-Sensor gesteuert.
Warmwasseraufbereitung:
- Zentral mit Sole-Wasser-Wärmepumpe
Elektrik:
- Eine 53,7m² PV-Anlage mit einer Leistung von 11,39kWp liefert Strom
- LED-Leuchten
Solaranlage:
- Nutzung der Sonnenenergie mithilfe einer PV-Anlage (Modulfläche 53,7 m², Peakleistung 11,39 kW). Diese liefert jährlich rund 11,5 MWh an Strom.
Energieeffizienz
Abwärmenutzung:
- Die Wärme der Abluft wird mit einem Wärmetauscher im Lüftungsgerät zurückgewonnen und der Zuluft zugeführt.
Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:
- PV-Anlage am DachBeheizung und Kühlung mittels Sole-Wasser-Wärmepumpe
Ergebnisse
Kennzahlen
Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.
Heizwärmebedarf/ vorher:
- 77,4 kWh/(m³a)
- bzw. 334,3 kWh/(m²a)
Heizwärmebedarf/ nachher:
- 7,7 kWh/(m³a)
- bzw. 27,3 kWh/(m²a)
Kühlbedarf/ vorher:
- 0,0 kWh/(m³a)
Kühlbedarf/ nachher:
- 0,6 kWh/(m³a)
Kosten
Investitionskosten:
- Beantragte Investitionskosten: folgt nach Abrechnung
- Umweltrelevante Investitionskosten: folgt nach Abrechnung
Einsparungen im Betrieb:
- Gesamte kalkulierte Energiekosteneinsparungen in 3 Jahren: €
Förderungen:
- Beantragte Investitionskosten: € folgt nach Abrechnung
- Umweltrelevante Investitionskosten: € folgt nach Abrechnung
- Förderbasis: € folgt nach Abrechnung
- Förderungen: € folgt nach Abrechnung
Performance
Messungen im Rahmen der Qualitätssicherung Herstellung:
- Luftdichtheit bestätigt durch Baumeister
- n50 = < 1,5 h-1
Dokumentation
Bauphase
Chronologie/ Bautagebuch:
- Baubeginn: Oktober 2013
- Fertigstellung: Juni 2014
Persönliche Erfahrungen
Planungs-/Bauphase
Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practice Beispiele):
- Die Zusammenarbeit zwischen Bauherren und Planern hat gut funktioniert. Der sehr enge Zeitplan konnte eingehalten werden.
Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):
- Es gab keine Schwierigkeiten bie der Sanierung
Empfehlungen:
- Wenn Bausubstanz in gutem Zustand, dann immer Sanierung statt Neubau, um jene Ressourcen zu nutzen, die bereits vorhanden sind.
Nutzung
Nutzungskomfort/ Erfahrungen:
- Sehr positives Feedback der Ärztin
- Auch die Bevölkerung ist zufrieden, trotz des nunmehr weiteren Weges zur Arztpraxis.