Hallenbad Gänserndorf

27.10.2020
Titel

Executive Summary

Die Stadtgemeinde Gänserndorf nahm die thermische Sanierung eines 1977 errichteten Hallenbads in Gänserndorf (NÖ) vor. Das 2-geschossige Gebäude wird ausschließlich betrieblich genutzt.
Zusätzlich zur vorgesehenen thermischen Sanierung erfolgte ein Ausbau des Hallenbades. Das Brutto-Volumen des konditionierten Bestandsgebäudes erhöhte sich daher von 12.433 m² auf insgesamt 17.359 m2.
Die Gesamtsanierung umfasste neben der umfassenden thermischen Sanierung, inklusive Verschattung und Lüftung mit Wärmerückgewinnung, die Umstellung des Heizsystems auf Fernwärme aus Biomasse, eine Optimierung des Beleuchtungssystems, die Errichtung einer Kälteanlage, sowie die Errichtung einer Photovoltaikanlage.

Ausgangszustand

Gebäude

Eigentümer/ Betreiber:

  • Stadtgemeinde Gänserndorf

Ansprechpartner / Kontaktpersonen:

Architekt und techn. Planer:

  • POHL ZT GMBH ARCHITEKTUR – INGENIEURBÜRO
    • Tschirgan Str. 10A ,
    • 6430  Ötztal BHF.

Standort:

  • Bahnstraße 5, 2230 Gänserndorf

Gebäudetyp:

  • Hallenbad

Errichtungsjahr Bestandsgebäude:

  • 1977

Größe (BGF):

  • von 12.433 m² auf 17.359 m²

Zustand/ Ausstattung Bestand:

  • entsprechend dem Baualter (1977)

Motiv für die Sanierung

Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:

  • – veraltete Schwimmbadtechnik
    – hoher Energieverbrauch

Ziele

Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:

  • – Erhaltung als Funktionsbad zur Gewährleistung eines ganzjährigen Schwimmbetriebes in der Region
    – die Möglichkeit zum Schulschwimmens soll erhalten bleiben
    – Vorbildwirkung und Bewusstseinsbildung für energieeffizientes Sanieren

Ziele Planer:

  • – hoher thermischer Standard der Gebäudehülle und Vermeidung von Wärmebrücken
    – zeitgemäße Schwimmbadtechnik und maximale Energieeinsparung

Kennzahlen

Erklärung der Kennzahlen:

  • Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
  • Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.
  • Als Heizlast versteht man jene Wärmelast die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
  • Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.

Heizwärmebedarf/ vorher:

  • 146,4 kWh/(m3a)
  • bzw. 282,9 kWh/(m2a) lt. Energieausweis, Standortklima

Heizwärmebedarf/ nachher:

  • 26,7 kWh/(m3a)
  • bzw. 57,8 kWh/(m2a) lt. Energieausweis, Standortklima

Kühlbedarf/ vorher:

  • 0,00 kWh/(m3a)

Kühlbedarf/ nachher:

  • 0,1 kWh/(m3a)

Spezifische Heizlast Vorher:

  • 434,5 kW, entspricht 158,45 W/(m2BGF) bei einer BGF von 12.433 m²

Spezifische Heizlast Nachher:

  • 367,7 kW, entspricht 102,9 W/(m2BGF) bei einer BGF von 17.359 m²

Erwartete CO2- Einsparung:

  • In Summe kann eine Reduktion der CO2-Emissionen von 411,66 Tonnen pro Jahr erzielt werden.

Erwartete Kosteneinsparung im Betrieb:

  • Reduktion des Heizwärmebedarfes gemäß Energieausweis über 80 %

Maßnahmen

Gebäudehülle

Bauteilaufbauten:

  • Das Gebäude wurde vorwiegend durch das Aufbringen einer 16 cm Hanfdämmung an den Außenwänden sowie durch eine Dämmung des Daches, mittels 20 cm Zellulosedämmung, saniert.
    Thermische Sanierung des bestehenden Flachdaches durch Ausflockung des Hohlraumes in der Holzkonstruktion des Flachdaches.
    Dämmung des Flachdachs beim Zubau mit Weichfaserplatten

Baustoffe:

  • 16 cm Hanfdämmung – Außenwände
  • 20 cm Zellulosedämmung – Dach

Fensterqualität:

  • Austausch der Fenster (Holz-Aluminiumfenster mit 3-fach Verglasungen)

Vermeidung von Wärmebrücken, Anschlussdetails:

Luftdichtigkeitskonzept:

  • Es wurde ein Blower Door Test durchgeführt.

Haustechnik

Heizung:

  • Die Bereitstellung der Raumwärme und des Warmwassers erfolgte bisher mit einer Gasheizung. Im Zuge der thermischen Sanierung wurde das Gebäude an eine biogene Fernwärme angeschlossen und die Wärmebereitstellung auf Fernwärme umgestellt. Die Wärmeverteilung erfolgt größtenteils über eine Fußbodenheizung. Die Trinkwassererwärmung erfolgt über ein Frischwassermodul.

Kühlung:

  • Als Verschattungssystem und zur Reduzierung des Kühlbedarfes wurden außenliegende Sonnenschutzelemente installiert. Des Weiterem ist der Einsatz einer Wärmepumpe zur Luftentfeuchtung vorhanden.

Lüftung:

  • Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wurde installiert.

Sanitär:

  • Die Trinkwassererwärmung erfolgt über ein Frischwassermodul.

Elektrik:

  • Die Beleuchtung wurde auf effiziente LED-Beleuchtung umgestellt.

Regelungstechnik:

  • visualisierte Regelung der Anlage, Energiemonitoring der wesentlichen Verbraucher

Solaranlage:

  • PV-Anlage mit 70 kWp

Energieeffizienz

Maßnahmen zur Effizienzsteigerung:

  • Dämmung der Außenwände und des Dachs
  • LED Beleuchtung
  • Verschattungssystem

Abwärmenutzung:

  • Lüftungsanlage mit WRG

Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:

  • PV-Anlage 70 kWh

Besondere Lösungen:

Ergebnisse

Kosten

Investitionskosten:

  • Gesamte Investitionskosten ca. EUR 7,9 Mio.
  • Beantragte Investitionskosten: EUR  7.897.673,00
  • Umweltrelevante Investitionskosten: EUR  1.960.234,00

Einsparungen im Betrieb:

  • Wärmeverbrauch um rund 60% reduziert (inkl. Erweiterung)
  • Stromverbrauch um rund 18%

Förderungen:

  • Förderbasis: EUR  1.078.129,00
  • voraussichtliche Förderhöhe: EUR 408.146 Euro

Kosten je m² BGF:

  • ca. 635 €/m² BGF (Beantragte Invest.kosten/m² BGF Bestand)

Performance

Messungen im Rahmen der Qualitätssicherung Herstellung:

  • Blowerdoor Test Ergebnis: n50=1,13 1/h

Persönliche Erfahrungen

Planungs- und Bauphase

Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practice Beispiele):

  • Aufgrund Unklarheiten der Vorgaben der TU Ausschreibungen mussten die Detailpläne mehrmals besprochen werden. Aufgrund der Mustersanierung musste die Planung an die Auflagen angepasst werden. Die Monitoringzähler mussten in das Projekt eingebunden werden. In Summe stellten diese Punkte leichte Schwierigkeiten bei der Planung dar.

Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):

  • Aufgrund der guten Planung der Gemeinde und der Tatsache, dass das Gebäude des Regionalbad genügend Abstand zu privaten Grundstücken aufweist, ist es zu keinen Problemen mit den Anrainern, den Behörden oder betreffenden Genehmigungen gekommen.

Empfehlungen:

  • Die Sanierung des Hallenbades zeigt, dass durch technische Lösungen und Bewusstseinsbildung auch ein so energieintensives Vergnügen, wie das Schwimmen zu jeder Jahreszeit ausschließlich durch erneuerbare Energiequellen ermöglicht werden kann. Die Sanierung stellt daher ein Beispiel dar, dass ein Weg zur notwendigen Senkung der CO2-Emmissionen nicht nur durch Einschränkung und Verzicht, sondern vor allem durch richtige und rechtzeitige Planung und optimale zielgerichtete Investitionen möglich ist.

Bautagebuch/Chronologie:

  • Baufertigstellung: Feb. 2021

Nutzung

Nutzungskomfort Erfahrungen:

  • Das ganzjährige betriebene Sportbad mit heller Schwimmhalle erfreut sich großer Beliebtheit mit hoher Kundenzufriedenheit. Bedingt durch die Coronasituation ist es teilweise zu Schließungen bzw. eingeschränktem Betrieb gekommen.

Erfahrungen:

  • Die Sanierung des Hallenbades hat gezeigt, dass auch bei Gebäuden, die aufgrund Ihrer Nutzung einen sehr hohen Energiebedarf haben, durch eine entsprechende Planung ein Maximum an Energieeinsparung erreicht werden kann. Nicht zu unterschätzen ist auch der Effekt für die Bewusstseinsbildung der Besucherinnen durch ein optimal saniertes und energetisch sparsames Bad.

Energieausweise & Planung

Ihre Ansprechpersonen

Kontakt Stadtservice Stadtgemeinde Gänserndorf Ing. Karl Hinczica, Leiter der Abteilung karl.hinczica@gaenserndorf.at
Architekt POHL ZT GMBH ARCHITEKTUR - INGENIEURBÜRO Tschirgan Str. 10A  
6430  Ötztal BHF.