Gemeindeamt, Gampern – Umgesetzt
27.10.2020Executive Summary
Das Gemeindeamt und der angebaute Sitzungssaal der Gemeinde Gampern wurden einer thermischen Sanierung unterzogen. Im Zuge der Sanierung erhielt das 1956 errichtete Gebäude ein flach-geneigtes Pultdach.
Die Außenfassade wurde mit einem Vollwärmeschutzsystem mit hinterlüfteter Plattenfassade gestaltet. Die oberste Geschossdecke erhielt 35cm ökologische Zellulosedämmung; die Kellerdecke und der Boden gegen Erdreich wurden mit 7,5 cm Mineralwolle bzw. 15cm EPS- Schüttung gedämmt. Der Tausch der Fenster auf neue Holz-Alu-Wärmeschutzfenster, sowie die Anbringung von Verbundraffstore auf der Süd- und Westseite zur Reduzierung der Kühllast wurden mit dem Bauteilpaket realisiert.
Im Zuge der Sanierung wurde in das Gebäude eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Der Wärmetauscher weist einen Wärmerückgewinnungsgrad von 70% auf.
Die Wärmeversorgung erfolgt, auch jetzt nach der Sanierung, durch einen 2009 in Betrieb genommenen Pelletskessel. Dezentrale Elektrokleinspeicher erzeugen das Warmwasser.
Zur Steigerung der Energieeffizienz bei der Beleuchtung ist ein energiesparendes Beleuchtungssystem mit tageslichtabhängiger Steuerung sowie Bewegungsmeldern in den Gangbereichen installiert worden.
Zusätzlich produziert eine 35m²- Photovoltaikanlage mit einer Peak-Leistung von 5,06kW Strom für den Eigenbedarf. Es ist angedacht das Service „Essen auf Rädern“ zukünftig mit einem Elektro-Fahrzeug, welches über eine öffentliche E-Tankstelle geladen wird, durchzuführen. Der jährliche Netzstrombezug verringert sich durch den Umstieg auf energieeffiziente Beleuchtung und durch die neue Photovoltaikanlage um ca. 7MWh/a. Der Reststrombedarf wird durch einen Ökostromanbieter gedeckt.
Ausgangszustand
Eigentümer/ Betreiber:
- Gemeinde Gampern
Ansprechpartner / Kontaktpersonen:
- Christoph Stockinger
Architekt:
- DI Alois Schlager
- Würzburgerweg 3, 4840 Vöcklabruck
- office@ww3.at
techn. Planer:
- Prof. DI Rudolf Schobesberger
- Bergham 22, 4851 Gampern
- zt-schobesberger@aon.at
Standort:
- A-4851 Gampern Nr. 50
Gebäudetyp:
- Öffentliches Gebäude
Errichtungsjahr Bestandsgebäude:
- 1956
Zustand/ Ausstattung Bestand:
- Gemeindegebäude war in die Jahre gekommen – Außenwirkung und Innenraumklima entsprachen nicht mehr dem gewünschten Anspruch
Motiv für die Sanierung
Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:
- Zu hoher Stromverbrauch, unbehagliches Raumklima im Winter
Ziele
Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:
- Mustergültiges Gemeindeamt mit Vorbildwirkung auf ähnlich genutzte Gebäude
Ziele Planer:
- Die erst als Fassadensanierung in Verbindung mit der Heizungsumstellung (der Pelletskessel wurde 2009 eingebaut) geplante Instandsetzung des Gebäudes wurde durch den Impuls der Mustersanierungsoffensive mit weiteren Maßnahmen ergänzt (Wärmerückgewinnung, Beleuchtungsoptimierung, Photovoltaikanlage)
Maßnahmen
Gebäudehülle
Bauteilaufbauten:
- Außenwand hinterlüftet mit 16cm Mineralwolledämmung U = 0,21 W/(m2K)
- Dachkonstruktion: mit 35cm Zellulose U = 0,10 W/(m2K)
Baustoffe:
- Mineralwolle, Zellulose, extrudiertes Polystyrol (Styroporschüttung Thermotec) als Schüttung an erdberührten Bauteilen
Fensterqualität:
- Holz- Alu Fenster mit 3 Scheiben Wärmeschutzverglasung Uw = 0,7 W/(m2K)
Vermeidung von Wärmebrücken, Anschlussdetails:
- Perimeterdämmung, Überdämmung der Fensterrahmen
Luftdichtigkeitskonzept:
- Fensteranschlüsse luftdicht verklebt
Haustechnik
Heizung:
- Ein 2009 installierter Pelletskessel erzeugt die Wärme für Heizung
Kühlung:
- Keine aktive Kühlung implementiert
Lüftung:
- Kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung im Zuge der Sanierung eingebaut
Sanitär:
- Elektro- Kleinspeicher sorgen für dezentrale Warmwasserbereitung
Elektro:
- Durch Effizientere Beleuchtung wird die Anschlussleistung um 40% gesenkt
- Der Server wurde an die zentrale EDV der Gemdat Oberösterreich ausgelagert
Regelungstechnik:
- Bewegungsmelder zur Regelung der Beleuchtung, Dimmschalter im Sitzungssaal
PV – Anlage:
- Eine Photovoltaikanlage 70m2 / 10kWp wurde am Dach angebracht
Energieeffizienz
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung:
- Beleuchtungsoptimierung
Abwärmenutzung:
- 70% aus der Abluft/ Raumlufttechnik
Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:
- Solarstromnutzung
Besondere Lösungen:
- Elektrotankstellen für PKW und Fahrräder wurden vor dem Gemeindegebäude errichtet, die Zustellfahrten für „Essen auf Rädern“ werden seither mit einem Elektro-Auto getätigt
Ergebnisse
Kennzahlen
Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Reverenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen
Als Heizlast versteht man jene Wärmemenge die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.
Heizwärmebedarf/ vorher:
- 196 kWh/m2a
Heizwärmebedarf/ nachher:
- 37 kWh/m2a
Folgende Werte gelten für das sanierte Gebäude:
Kühlbedarf:
- 0,53 kWh/m3a
Erwartete CO2- Einsparung:
- 37t/a
Erwartete Kosteneinsparung im Betrieb:
- Gesamte Energiekosteneinsparung in 3 Jahren: € 17.936,00
Kosten
umweltrelevante Investitionskosten:
- 270.909,-EUR (netto)
Einsparungen im Betrieb:
- Gesamte Energiekosteneinsparung in 3 Jahren: € 17.936,00
Kosten je m2 BGF:
- Beantragte Investitionskosten: € 349.276,00
- Umweltrelevante Investitionskosten: € 270.909,00
- Förderbasis: € 252.973,00
- Förderungen: € 113.398,00 (bei Fördersatz von 44,83%)
Dokumentation
Chronologie/ Bautagebuch:
- 2009: Heizungsumstellung von Nachtstrom auf Pellets (vor Mustersanierung durchgeführt)
- 2011: Planungsphase, Einreichung
- September 2011: Baubeginn, Sanierung der Außenwände und Fenster bis Ende November
- Frühling 2012: Einbau der Lüftungsanlage, PV Anlage, E-Trankstelle
- Mai 2012: Eröffnung des neuen Gebäudes
Persönliche Erfahrungen
Planungs-/Bauphase
Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practise Beispiele):
- Für die Planung wurde dir Zusammenarbeit mit lokalen Planern gesucht – mit durchwegs positiven Erfahrungen
Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):
- Durch die Einbindung der Mitarbeiter/innen vor der Umbauphase wurde das Bewusstsein für den Nutzen und die Vorteile der Sanierung geschaffen und die Beeinträchtigungen durch Lärm konnten besser getragen werden
Nutzungskomfort/ Erfahrungen:
- Das verstärkte Energiebewusstsein aus der Mustersanierung findet auch in der Gemeindearbeit Niederschlag: Ein neue erschlossenes Siedlungsgebiet wird mit Auflagen zur Energieeffizienz und Sonnenenergienutzung belegt