Bezirkskrankenhaus Schwaz
27.10.2020Executive Summary
Der Gemeindeverband Bezirkskrankenhaus Schwaz hat eine thermische Gesamtsanierung der Trakte BA1 und 2 des ab 1967 errichteten Bezirkskrankenhauses in Schwaz vorgenommen.
Die Brutto-Grundfläche der beiden zu sanierenden Bestandstrakte beläuft sich auf insgesamt 7.857 m². Diese werden nach der Sanierung auf insgesamt 8.334 m² erweitert.
Die Gesamtsanierung umfasste neben der umfassenden thermischen Sanierung inklusive Verschattung die Errichtung einer PV-Anlage.
Die Abwärmenutzung, die Wärmerückgewinnung sowie die Bereitstellung der erforderlichen Energie für Wärme- und Kälte erfolgt über eine neue Energiezentrale, welche aber nicht Teil des Förderansuchens ist. Diese Maßnahmen wurden in der Umweltförderung im Inland separat zur Förderung beantragt. Die neue Energiezentrale versorgt zukünftig das ganze Krankenhausareal.
Ausgangszustand
Gebäude
Eigentümer/ Betreiber:
- Gemeindeverband Bezirkskrankenhaus Schwaz
Ansprechpartner / Kontaktpersonen:
- Ing. Hörhager Patrick MSc
- Salzbergstraße 13a / 6067 Absam
- patrick.hoerhager@synecotec.com
- info@synecotec.com
Architekt:
- ARCHITEKT DI ULRICH SCHÄFER
- Wilhelm – Greil – Straße, 6020 Innsbruck
Technische Planer:
- Projektsteuerung & TGO: planwerk zt gmbh
ÖBA: BauManagement Oswald GmbH
Begleitende Kontrolle: tirol kliniken Abteilung Bau&Technik
Haustechnik: A3 JP GmbH
Elektrotechnik: A3 Jenewein GmbH
Energiemanagement: tirol kliniken GmbH & SynecoTec
Standort:
- Swarovskistraße 1-3, 6130 Schwaz
Gebäudetyp:
- Krankenhaus
Errichtungsjahr Bestandsgebäude:
- ab 1967
Größe (BGF):
- Vor der Sanierung 7.857 m²
- Nach der Sanierung 8.334 m²
Zustand/ Ausstattung Bestand:
- Das Bezirkskrankenhaus Schwaz ist größter und gesetzlich verantwortlicher Gesundheitsversorger im Bezirk Schwaz und verfügt über 254 systemisierte Betten. Die Betriebsführung und die Verwaltung erfolgt durch die Bezirkskrankenhaus Schwaz Betriebsgesellschaft m.h.B. Im Krankenhaus arbeiten 695 MitarbeiterInnen, rund 80.000 PatientInnen werden jährlich ambulant und stationär versorgt. Außerdem ist das Bildungszentrum für Pflegeberufe mit über 210 SchülerInnen und Studierenden am Krankenhaus-Areal angesiedelt.
- Das Haus verfügt über 254 Betten, die auf nachfolgende medizinische Fachgebiete aufgeteilt sind:
- Innere Medizin inkl. Palliativ und Geriatrie 77 Betten
- Interdisziplinäre Intensivstation 6 Betten
IMCU Betten 2 Betten - Traumatologie & Orthopädie 49 Betten
- Allgemein Chirurgie 54 Betten
- Gynäkologie und Geburtshilfe 24 Betten
- Hals- Nasen und Ohrenerkrankungen 14 Betten
- Sonderstation 28 Betten
- Weiters verfügt das Haus über nachfolgende Institute und sonstige Einrichtungen:
- Institut für Radiologie
- Physikalische Therapie
- Medizinisch – technisches Labor mit Depot für Blutkonserven
- Darüber hinaus umfasst das Gebäude mehrere Ambulanzen.
Motiv für die Sanierung
Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:
- Die ab 1967 errichteten Gebäude sind aufgrund des Baualters in einem sanierungsbedürftigen Zustand. „Wirtschaftlich ökologisches Handeln“ ist im Leitbild des BKH Schwaz fest verankert, deshalb startete 2017 das Projekt „Energiestrategie BKH Schwaz 2018-2020“. Im Zug dieser arealweiten energetischen Gesamtstrategie findet bis 2021 ein technologischer und ökologischer Wandel statt, welcher dazu führen soll die Energieversorgung des Standorts nahezu zu entkarbonisieren und die Energieeffizienz zu steigern.
Ziele
Vision
Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:
- Ziele der Gesamtstrategie:
– Energieverbrauch senken (Effizienz steigern)
– Energieerzeugung und Verteilung optimieren (Modernisierung und Sanierung)
– Dokumentieren, Verbessern und Energiethemen in strategische Entwicklung einbeziehen
– Steiergung der Behaglichkeit für PatientInnen und MitarbeiterInnen
Darüber hinaus wurde auch festgelegt, aktiv an der Bewusstseinsbildung mitzuwirken. die Aktivitäten des BKG Schwaz werden durch Öffentlichkeitsarbeit begleitet und auch regelmäßg kommuniziert. Das BKH-Schwaz ist seit 2018 Klimabündnis-Betrieb
Ziele Planer:
- – Energieverbrauch senken (rund 675 MWh/a)
– Eckpfeiler für Change Over Energieversorgung und -verteilung mit „Grüner Energie“
– Effizienzsteigerung ca. 43 % bezogen auf die sanierten Bauteile BA1+2
– Anteil erneuerbaren Energieträger von 40% auf 90% steigern
– Aubau zielgerichtetes Energiemonitoring
Maßnahmen
Gebäudehülle
Bauteilaufbauten:
- Das Gebäude wurde vorwiegend durch das Aufbringen einer 16 cm Mineralwolldämmung (hinterlüftete Fassadenelemente) an den Außenwänden, durch Dämmung des Daches mittels 22 cm XPS Dämmung so wie die Dämmung der erdanliegenden Wände durch 5 cm Holzwollleichtbauplatten saniert.
Baustoffe:
- Aussenwände:
- Metallfassadenpaneele 5,0 cm
- Hinterlüftung 4,0 cm
- Dämmung Mineralwolle 16,0 cm
- Betonfertigteilelemente mit dazwischenliegender Dämmung Bestand 0.0 cm – 16,0 cm
- Heraklith Bestand 0,0 cm – 2,5 cm
- Innenputz Bestand 1,0cm – 1,5 cm
- Stahlbetonwand Bestand 0,0 cm – 26,0 cm
- Aussenputz 0,0 cm – 1,0 cm
- Flachdach:
- Betonplatten 5,0 cm
- Schüttung 10,0 cm
- Dämmung XPS 22,0 cm
- Bitumenabdichtung 2-lagig 1,0 cm
- Bitumenabdichtung 2-lagig Bestand 1,2 cm
- Gefällebeton Bestand 5,0-11,0 cm
- Stahlbetondecke Bestand 20,0 cm
Fensterqualität:
- Austausch der Fenster (Holz-Aluminiumfenster mit 3-fach Verglasungen)
Vermeidung von Wärmebrücken, Anschlussdetails:
- Als Verschattungssystem und zur Reduzierung des Kühlbedarfes wurden außenliegende Sonnenschutzelemente installiert.
- An den Fenstern der Süd- und Westfassade wurde ein textiler Sonnenschutz (ZIP-System) angebracht. Durch den speziellen Behang werden bis zu 75% der Sonneneinstrahlung absorbiert, der Blick nach draußen sowie die Lichtdurchlässigkeit bleiben jedoch größtenteils erhalten. Durch die seitlichen Führungsschienen können Windgeschwindigkeiten bis zu 100 km/h aufgenommen werden.
Luftdichtigkeitskonzept:
- Die Anschlüsse der Holz Alufenster wurden nach den aktuell gültigen Normen (RAL Anschluss) hergestellt und bilden eine wesentliche Verbesserung der Luftdichtheit zum Bestand. Um die Luftdichtheit zu überprüfen wurde an bestimmten Bereichen ein Blower Door Test durchgeführt (n=0,95 1/h).
Haustechnik
Heizung:
- Die Bereitstellung der Raumwärme erfolgt zentral mittels einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe. Zur Vermeidung von hohen Abstrahlungsverlusten durch lange Warmwasser-Zirkulationsleitungen werden für die 7 Gebäude des Krankenhauses 5 dezentrale Hochtemperaturwärmepumpen errichtet, welche den Heizungsvorlauf als Primärversorgung nutzen und somit die erforderlichen Warmwassertemperaturen dezentral erzeugen. Diese Maßnahmen sind nicht Teil der Mustersanierung.
Kühlung:
- Als Verschattungssystem und zur Reduzierung des Kühlbedarfes wurden außenliegende Sonnenschutzelemente installiert. Die darüber hinaus erforderliche Kälteleistung wurd ebenfalls über die Energiezentrale bereitgestellt.
Lüftung:
- RLT mit WRG
Warmwasser:
- Die Bereitstellung der Raumwärme erfolgt zentral mittels einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe. Zur Vermeidung von hohen Abstrahlungsverlusten durch lange Warmwasser-Zirkulationsleitungen werden für die 7 Gebäude des Krankenhauses 5 dezentrale Hochtemperaturwärmepumpen errichtet, welche den Heizungsvorlauf als Primärversorgung nutzen und somit die erforderlichen Warmwassertemperaturen dezentral erzeugen. Diese Maßnahmen sind nicht Teil der Mustersanierung.
Elektrik:
- Ergänzend zum Umbau in der Haustechnik wurden elektrotechnische Adaptionen erforderlich in der Verkabelung sowie in der Ergänzung mittels einer Dach-Photovoltaikanlage für die Bauteile der Musterhaussanierung.
Regelungstechnik:
- Zur Datenerfassung und Integration in die Gebäudeleittechnik erfolgt ebenfalls eine Regeltechnische Ergänzung mit Visualisierung
Solaranlage:
- Eine Photovoltaik-Anlage mit einer Modulfläche von rund 455 m² und einer Leistung von 83 kWp wurde errichtet, welche jährlich zirka 98,4 MWh an Strom liefert und somit einen wesentlichen Anteil des Strombedarfs des sanierten Gebäudes abdeckt.
Energieeffizienz
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung:
- Verschattungssystem
- Dämmung der Aussenwände und des Dachs
- Neue Fenster
Abwärmenutzung:
- Abwärme wird zentral über Energiezentrale aus der Kälteerzeugung genutzt- nicht in der Musterhaussanierung enthalten
Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:
- PV Anlage
Besondere Lösungen:
- Synergieschaffung mit anderen parallelen Projekten wie z.B. Neuer WP-Energiezentrale und Hydraulikanpassung Arealweit
Ergebnisse
Kennzahlen
Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.
Als Heizlast versteht man jene Wärmemenge die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.
Heizwärmebedarf/ vorher:
- BA 1 UG Küche: 110,1 kWh/(m²a) = HWBref,RK
- BA 1 EG-DG: 55,6 kWh/(m²a) = HWBref,RK
- BA 2 DG: 72,5 kWh/(m²a) = HWBref,RK
Heizwärmebedarf/ nachher:
- BA 1 UG Küche: 89,6 kWh/(m²a) = HWBref,RK
- BA 1 EG-DG: 22,3 kWh/(m²a) = HWBref,RK
- BA 2 DG: 24,3 kWh/(m²a) = HWBref,RK
Kühlbedarf/ vorher:
- BA 1 UG Küche: 0,0 kWh/(m3a) = KB*RK
- BA 1 EG-DG: 0,0 kWh/(m3a) = KB*RK
- BA 2 DG: 0,0 kWh/(m3a) = KB*RK
Kühlbedarf/ nachher:
- BA 1 UG Küche: 0,0 kWh/(m3a) = KB*RK
- BA 1 EG-DG: 0,0 kWh/(m3a) = KB*RK
- BA 2 DG: 0,1 kWh/(m3a) = KB*RK
Spezifische Heizlast:
- BA 1 UG Küche:
- Vorher: 64,4 kW, entspricht 88,19 W/(m²BGF)
- Nachher: 58,4 kW, entspricht 79,96 W/(m²BGF)
- BA 1 EG-DG:
- Vorher: 151,9 kW, entspricht 51,29 W/(m²BGF)
- Nachher: 108,8 kW, entspricht 33,31 W/(m²BGF)
- BA 2 DG:
- Vorher: 247,2 kW, entspricht 59,34 W/(m²BGF)
- Nachher: 158,2 kW, entspricht 36,45 W/(m²BGF)
Erwartete CO2- Einsparung:
- In Summe kann eine Reduktion der CO2-Emissionen von 392 Tonnen pro Jahr erzielt werden.
Amortisationszeit:
- –
Kosten
Investitionskosten:
- Beantragte Investkosten: EUR 3.246.995,00
- Umweltrel. Kosten: EUR 2.449.390,00
Förderungen:
- Förderbasis: EUR 2.277.933,00
- Förderung: EUR 800.000,00
Einsparungen im Betrieb:
- folgt (Ziel 60.000 €/a)
Kosten je m² BGF:
- –
Performance
Messungen im Rahmen der Qualitätssicherung Herstellung:
- Blower Door Test Ergebnisse; laufendes Energiemonitoring
Dokumentation
Bauphase
Chronologie/ Bautagebuch:
- wird noch nachgereicht
Abbruch Alte Fassade:
Erneuerung Fassade:
Erneuerung oberste geschossdecke/Dach:
PV-Anlage:
Aufbau Energiemonitoring:
Evaluierung Energiedaten
Persönliche Erfahrungen
Planungs- und Bauphase
Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practice Beispiele):
- Planungsteam: Gute Zusammenarbeit im Planungsteam mit unkomplizierter zielgerichteter Zusammenarbeit
- Best-Practice Beispiel: Wichtig gutes Projektmanagment und offene dokumentierte herangehensweise bei komplexen Problemen
Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):
- Hindernisse: Genehmigung PV-Anlage im städtischen Umfeld , nahe SOG-Zone sowie Thema Blendwirkung Hubschrauberlandeplatz
Empfehlungen:
- Essentiell für eine zielführende positive Projektabwicklung ist eine gute Projektstruktur mitsamt einem zielführenden Projektmanagement und einem gut harmonierendem Fachplanerteam.
Nutzung
Nutzungskomfort/ Erfahrungen:
- Gutes Feeedback der Patientinnen und Patienten sowie dem Personal zur Behaglichkeit und erfolgreichen Sanierung