Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM), Wien – Umgesetzt
22.10.2020Executive Summary
Die AKM ist eine Verwertungsgesellschaft zur treuhändigen Wahrnehmung der urheberrechtlichen Nutzungsrechte der Autoren, Komponisten und Musikverleger. Im Zuge der Mustersanierung wurde das Verwaltungsgebäude der AKM aus dem Jahr 1968 im laufenden Betrieb auf einen nachhaltigen Standard modernisiert.
Ziel war es, das Gebäude bestehend aus einem Keller- und Erdgeschoss sowie sechs Obergeschossen und einem ausgebautem Dachgeschoss, energetisch hochwertig zu sanieren. Das Gebäude hatte eine Fassade mit vorgehängten Betonfertigteilen mit Holz-Aluminium Verbundfenstern. Im Rahmen der Sanierung wurden die Wärmedämmung der Fassaden, des Daches und der untersten Geschossdecken saniert sowie die Fenster getauscht.
Für die Beschattung wurden außenliegende Raffstore mit Tageslichtlenkung und Temperaturgesteuertem Motorantrieb installiert. Die Regelung erfolgt automatisiert nach Einstrahlung auf die Fassade und bietet eine Möglichkeit der Übersteuerung durch die Nutzer. Eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärme- und Feuchterückgewinnung (mind. 80%) zur Versorgung der Bürogeschosse mit kontrollierter Be- und Entlüftung in Passivhausqualität wurde installiert.
Die bestehende Ölzentralheizung wurde durch einen Fernwärmebezug ersetzt und eine neu errichtete Photovoltaikanlage mit 27,4 kWp errichtet.
Ausgangszustand
Eigentümer/Betreiber:
- Staatlich genehmigte Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (A.K.M.) regGenmbH
Ansprechpartner / Kontaktpersonen:
- Mag. Arno Obrietan
Planer:
- RATAPLAN- Architektur ZT GmbH
- Margaretenstraße 20/3, 1040 Wien
- www.rataplan.at
Standort:
- Baumannstraße 10, 1030 Wien
Gebäudetyp:
- Bürogebäude
Errichtungsjahr Bestandsgebäude:
- 1968
Größe (BGF):
- 2.353 m2
Zustand/ Ausstattung Bestand
- Bestandsgebäude ist insbesondere in Bezug auf die Wärmedämmfähigkeit der Fassade verbesserungsbedürftig
Motiv für die Sanierung
Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand
- Verbesserungsbedarf der Fassade, insbesondere hinsichtlich Wärmedämmfähigkeit
Anlass für die Sanierung
- Energetische Sanierung des Gebäudes unter besonderer Berücksichtigung der Nutzung nachhaltiger Energiesysteme
Ziele
Wünsche/Ziele des Bauherrn und der Planer
- Die Berücksichtigung von baulichen Änderungen in Verbindung mit Nachbargebäuden zur Erreichung eines hohen Grads an Flexibilität der Gebäudenutzung.
- Die Reduktion des jährlich zu erwartenden Energiebedarfs (Heizung, Lüftung, Sanitär-, Elektrotechnik) durch eine entsprechende Gebäudekonfiguration und Gebäudeausrüstung sowie durch den sparsamen Umgang mit energetischen Ressourcen stand daher im Fokus des Projektes (z.B. Wärmerückgewinnung bei Lüftungsanlagen, Einsatz bzw. Vorbereitung des künftigen Einsatzes erneuerbarer oder regenerativer Energie in ökonomisch sinnvoller Weise).
Maßnahmen
Gebäudehülle
Bauteilaufbauten
- U-Wert der Außenwände vor Sanierung: 1,00 W/m²K, nach der Sanierung durch Aufbringen von 16 cm Dämmstoff auf 0,17 W/m²K; ebenso für die Stahlbetondecke der Tiefgarage;
- Senkung des mittleren U-Werts des Gebäudes von 1,45 auf 0,47 W/m²K
Baustoffe
- Außenwanddämmung durch 16 cm EPS F-Plus, Dämmung der Stahlbetondecke zur Tiefgarage mit 16 cm Mineralwolle
Fensterqualität
- Bestandsfenster mit U-Werten von 1,50 – 3,00 W/m²K wurden gegen 3-fach verglaste, wärmegedämmte Fenster mit eine U-Wert von 1,00 W/m²K getauscht
Sonnenschutz
- Im Vergleich zum Bestand, wo nur hofseitig ein außenliegender Sonnenschutz in Funktion war, wurde nunmehr auch die Straßenseite damit ausgerüstet. Die Regelung erfolgt automatisiert nach Einstrahlung auf die Fassade mit der Möglichkeit der Übersteuerung durch die Nutzer mit Nachlaufzeit und erneutem Reset durch die Regelung.
Vermeidung von Wärmebrücken, Anschlussdetails
- Eine Wärmebrückenberechnung und Optimierung der Wärmebrücken wurde durchgeführt. Auskragende Bauteile wurden überdämmt (Isokörbe).
Haustechnik
Wärmeerzeugung
- Ölzentralheizung wurde durch Anschluss an das Fernwärmenetz Wiens ersetzt; 1-Rohr-Heizungsnetz wird durch 2-Rohr-System mit Vorlauftemperatur 60°C, Rücklauftemperatur 40°C ersetzt; es kommen Flachheizkörper zum Einsatz
Kälteerzeugung
- Kompressionskälteanlage installiert im Jahr 2008, welche auch nach der Sanierung die Klimatisierung der Büroräume übernimmt
Kälteverteilung
- Vor Sanierung erfolgte Kühlung über Umluft-Gebläsekonvektoren; Umstellung auf Flächenkühlung mit Deckensegeln, Regelung über Sollwertgeber in den Raumthermostatregler in jedem Büro; Effizienzsteigerung durch Anheben des Kältenetz-Temperaturniveaus von 6/12°C auf 17/22°C
Lüftung
- Fensterlüftung wurde ersetzt durch mechanische Lüftungsanlage mit Wärme- und Feuchterückgewinnung
Warmwasseraufbereitung
- Fernwärme, zentrale Aufbereitung
Solarenergienutzung
- Photovoltaikanlage mit 27,4 kWp Anschlussleistung zur Eigendeckung bzw. Einspeisung ins Netz; der übrige Bedarf wird durch Ökostrom aus dem Netz gedeckt, sodass eine Gesamtreduktion der CO2-Emissionen von 188 t/a erreicht werden kann
Beleuchtung
- Durch Maßnahmen wie Farbgebung im Fenstersturzbereich, Lichtlenklamellen bei den Außenraffstore-Verschattungen und tageslichtgeregelte Kunstlichtregelung wurde im Zuge der Sanierung der Anteil an Tageslichtnutzung maximiert. Die Kunstlichtanlage wurde auf hohem Energieeffizienzstandard geplant.
- Als Leuchtmittel kommen je nach Situierung LED- oder T5- Leuchtstoffröhren mit elektronischem Vorschaltgerät zum Einsatz.
Energieeffizienz
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung
- Adaptierung der Wärmeverteilung
- Maximierung der Tageslichtnutzung durch Raffstore-Verschattung und tageslichtgeregelter Kunstlichtverwendung
- Umstellung auf LED und T5-Leuchtstoffröhren
- Hocheffiziente Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage
Nutzung erneuerbarer Energiequellen
- PV-Anlage (Peakleistung 27,4 kW)
Monitoring
- Monitorings der wesentlichen Energieumsätze im Bereich Wärme, Kälte und Strom in den ersten 3 Betriebsjahren, um aus den Ergebnissen die tatsächlichen Energiekennzahlen Endenergie Wärme, Kälte und Strom ermitteln zu können. Ebenso soll ein Behaglichkeitsmonitoring das Raumklima in 3 Referenzzonen aufgezeichnen.
Ergebnisse
Kennzahlen
Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.
Als Heizlast versteht man jene Wärmemenge die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.
Heizwärmebedarf HWB/vorher
- 28,31 kWh/(m3a)
- bzw. 83,26 kWh/(m2a)
Heizwärmebedarf HWB/nachher
- 4,90 kWh/(m3a)
- bzw. 11,51 kWh/(m2a)
Kühlbedarf vorher
- 0,27 kWh/(m3a)
Kühlbedarf nachher
- 0,77 kWh/(m3a)
CO2 Einsparung pro Jahr
- Durch Umstieg auf Fernwärme, Photovaltaik und Ökostrom ergibt sich eine Einsparung von 188t/CO2 pro Jahr
Kosten
Investitionskosten
- Beantragte gesamte Investitionskosten: 1.271.999,00
- umweltrelevante Kosten: 1.216.734,00
Förderungen
- Förderbasis: 1.088.438,00
- Förderung: 435.375,00
Dokumentation
Planung
- Planungsbeginn April 2014
Bauphase
- Baubeginn: November 2015
- Fertigstellung: Februar 2017
Saniertes Gebäude
- Bezug:März 2017
Persönliche Erfahrungen
Planungs-/Bauphase
Bericht zum Planungsprozess
- Für den Planungsprozess sollte jedenfalls genügend Zeit zur Verfügung stehen. Wichtig erscheint hier nach unserer Erfahrung auch eine möglichst klare Vorstellung über die bestehenden Bedürfnisse. Laufende Abstimmung und klare Kommunikationsstrukturen mit den Planern, aber auch die Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, stellen aus unserer Sicht ebenfalls wichtige Erfolgsfaktoren dar.
Zusammenarbeit mit Planern, Behörden
- Die Behördenkontakte wurden vor allem durch unseren Generalplaner wahrgenommen, für uns als Bauherrn waren sie auf das Notwendige beschränkt. Wir haben dabei einen konstruktiven Projektzugang der Behörde erlebt.
Hindernisse im Planungsprozess
- Aus bautechnischer Sicht sicherlich vor allem beim Teilprojekt Ungargasse 11, einem Biedermeier-Gebäude, im Zuge der Arbeiten überraschend auftretende Sachverhalte (z.B. fehlende Fundamente, abenteuerliche Deckenkonstruktionen, technische Schwierigkeiten bei der Errichtung eines Liftschachtes etc.) und die eine oder andere herausfordernde Behördenauflage.
Empfehlungen
- Für die Planung ausreichend Zeit nehmen und Planungsvorschläge aus der individuellen Nutzerperspektive (Gebäudenutzung einerseits und Betriebs- bzw. Wartungsaufwand andererseits) beurteilen.
Nutzung
Nutzungskomfort/Erfahrungen
- Sehr zufrieden, der Energieverbrauch ist derzeit aber noch nicht bewertbar bzw. vergleichbar.