Gemeindeamt, Ziersdorf – Umgesetzt
27.10.2020Executive Summary
Das Gemeindeamt der Marktgemeinde Ziersdorf wurde im Jahr 1910 errichtet. Das Gebäude verfügt über einen Mittelturm und secessionistischer Fassade. Die vordere und hintere Fassade sowie eine steinerne Wendeltreppe im Gebäudeinneren stehen unter Denkmalschutz, was eine besondere Herausforderung im Zuge des Projektes darstellt. Die Marktgemeinde Ziersdorf ist Teil der Klima- und Energiemodellregion Schmidatal.
Die bestehenden Außenwände wurden hofseitig mit 16 cm WDVS gedämmt, straßenseitig erfolgte im Bereich des Erdgeschoßes und teilweise Obergeschoßes eine Innendämmung aufgrund des Denkmalschutzes. Der hofseitige Zubau wurde aufgrund seines Zustandes komplett neu errichtet. Die Dämmung der neuen Wände erfolgte mit 20 cm WDVS. Die erdanliegenden Fußböden sind inkl. Bodenplatte komplett neu errichtet worden. Die bestehenden Decken zwischen Erdgeschoß und verbleibendem Keller wurden konstruktiv erhalten und mittels neuem Fußbodenaufbau gedämmt. Das bestehende Dach wurde saniert (bestehender Dachstuhl mit neuem Unterdach und neuer Deckung). Die Dämmung erfolgte durch Dämmelemente auf der bestehenden Dippelbaumdecke über dem Obergeschoß. Die Dämmung des Zubaus erfolgte mittels Flachdachkonstruktion mit Gefälledämmung.
Die Fenster wurden straßenseitig unter Einhaltung des Denkmalschutzes gegen Kastenfenster mit innenliegenden Isolierglasflügel getauscht. Hofseitig sind Holz-Alu Fenster mit Isolierglas eingesetzt worden. Die Glasfassade des Zubaus wurde mit Isolierglas errichtet. Die Verschattung erfolgt für die hofseitigen Fenster mit beweglichen Lammelenelementen, zusätzlich bei der Glasfassade horizontale, starre Elemente.
Ausgangszustand
Gebäude
Eigentümer/ Betreiber:
- Marktgemeinde Ziersdorf
Ansprechpartner / Kontaktpersonen:
- Herr Stubenvoll Eduard
Architekt:
- Architekturbüro Zita ZT GmbH
- Korneuburgerstraße 14
- 2103 Langenzersdorf
- Tel: +43 2244/4270
- E-Mail: buero@zita.at
Standort:
- Hauptplatz 1, 3710 Ziersdorf
Gebäudetyp:
- Öffentliches Gebäude – Büro
Errichtungsjahr Bestandsgebäude:
- 1910
Größe (BGF):
- 545,28 m²
Zustand/ Ausstattung Bestand:
- Das Gebäude verfügt über einen Mittelturm und secessionistischer Fassade. Die vordere und hintere Fassade sowie eine steinerne Wendeltreppe im Gebäudeinneren stehen unter Denkmalschutz, was eine besondere Herausforderung im Zuge des Projektes darstellt. Die Marktgemeinde Ziersdorf ist Teil der Klima- und Energiemodellregion Schmidatal. Die Brutto-Grundfläche des konditionierten Bestandsgebäudes beläuft sich auf insgesamt 545,28 m.
Motiv der Sanierung
Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:
- Die Beheizung des Bestandes erfolgte mit einer Elektrodirektheizung und wurde in einigen Bereichen des Gebäudes nur im Bedarfsfall (z.B. Sitzungssaal, diverse Büro- und Lageräume etc.) genutzt. Ein unbehagliches Arbeitsklima für die MitarbeiterInnen war die Folge.
- Es konnte durch den Umbau des Gemeindeamtes/Rathaus speziell an der straßenseitigen Fassade zum Hauptplatz eine gelungene Harmonie erreicht werden. Die beiden Gemeindetrakte, ursprünglich durch die Einfahrt in den Hof geteilt, konnte verbunden werden und ein behindertengerechter Eingang geschaffen werden. Die Bevölkerung und BesucherInnen haben das umgestaltete Rathaus/Gemeindeamt mit Bewunderung aufgenommen und schätzen die einmalige Atmosphäre und den kundenfreundlichen Zugang besonders. Das Ensemble am Hauptplatz konnte durch das neu gestaltete Rathaus/Gemeindeamt und das anschließende Wohngebäude eine enorme Aufwertung erfahren.
Maßnahmen
Gebäudehülle
Bauteilaufbauten:
- Die bestehenden Außenwände wurden hofseitig mit 16 cm WDVS gedämmt, straßenseitig erfolgte im Bereich des Erdgeschoßes und teilweise Obergeschoßes eine Innendämmung aufgrund des Denkmalschutzes. Der hofseitige Zubau wurde aufgrund seines Zustandes komplett neu errichtet. Die Dämmung der neuen Wände erfolgte mit 20cm WDVS. Die erdanliegenden Fußböden wurden inkl. Bodenplatte komplett neu errichtet. Die bestehenden Decken zwischen Erdgeschoß und verbleibendem Keller wurden konstruktiv erhalten und mittels neuem Fußbodenaufbau gedämmt. Das bestehende Dach wurde saniert (bestehender Dachstuhl mit neuem Unterdach und neuer Deckung). Die Dämmung erfolgte durch Dämmelemente auf der bestehenden Dippelbaumdecke über dem Obergeschoß. Die Dämmung des Zubaus erfolgte mittels Flachdachkonstruktion mit Gefälledämmung.
Baustoffe:
- WDVS zur Dämmung der Außenwände
Fensterqualität:
- Die Fenster wurden straßenseitig unter Einhaltung des Denkmalschutzes gegen Kastenfenster mit innenliegenden Isolierglasflügel getauscht. Hofseitig wurden Holz-Alu Fenster mit Isolierglas eingesetzt. Die Glasfassade des Zubaus wurde mit Isolierglas errichtet.
Haustechnik
Heizung:
- Die Beheizung des Bestandes erfolgte mit einer Elektrodirektheizung und erfolgt jetzt über eine Biogas-Anlage. Dafür wurde der langfristige Bezug von 100% zertifiziertem Biogas sichergestellt. Die Gas-Kesselanlage ist jedoch nicht förderungsfähig.
Kühlung:
- Die Verschattung erfolgt für die hofseitigen Fenster mit beweglichen Lammelenelementen, zusätzlich bei der Glasfassade horizontale, starre Elemente. Der Einsatz einer aktiven Kühlung (Kälteanlage) ist nicht vorgesehen.
Lüftung:
- Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für ein behagliches Arbeitsklima.
Sanitär:
- Die Warmwasserbereitung erfolgt aufgrund des geringen Bedarfs im Gemeindeamt mit einem druckfesten 100 l Elektrospeicher und in der Teeküche mit einem 5 l Untertisch-Speicher.
Elektrik:
- Die Beleuchtung ist im Zuge der Sanierung auf eine effiziente LED-Beleuchtung umgestellt worden.
- Es wurde eine Photovoltaik-Anlage mit einer Modulfläche von rund 36 m² und einer Peakleistung von 5,20 kWp errichtet, welche jährlich zirka 5,2 MWh an Strom liefert und somit einen wesentlichen Anteil des Strombedarfs des sanierten Gebäudes abdeckt.
Regelungstechnik:
- Das Energieverbrauchsmonitoringsystem soll die Praxistauglichkeit des Objektes beweisen und zusätzliche Optimierungspotentiale im Betrieb aufzeigen.
Energieeffizienz
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung:
- Dämmung Außenwände
- PV-Anlage
- LED Beleuchtungssystem
- Verschattung durch Lammelenelementen
Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:
- Die Beheizung erfolgt durch eine Biogas-Anlage in der der langfristige Bezug von 100% zertifiziertem Biogas sichergestellt ist. Die Photovoltaikanlage nutzt die Sonnenenergie zur Erzeugung von umweltfreundlichem Strom über viele Jahre.
Ergebnisse
Kennzahlen
Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.
Als Heizlast versteht man jene Wärmemenge die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.
Heizwärmebedarf/ vorher:
- 157,4 kWh/(m²a)
- Bzw. lt. EA: 170,3 kWh/(m²a)
Heizwärmebedarf/ nachher:
- 28,7 kWh/(m²a)
- Bzw. lt. EA: 33,7 kWh/(m²a)
Kühlbedarf/ vorher:
- –
Kühlbedarf/ nachher:
- 48,1 kWh/(m²a)
Spezifische Heizlast:
- Vorher: 78,686 W/(m²BGF)
- Nachher: 24,913 W/(m²BGF)
Erwartete CO2- Einsparung:
- 26,65 t/a … -90%
Kosten
Investitionskosten:
- Beantragte Investitionskosten: € 1.500.000,00
- Umweltrelevante Investitionskosten: € 407.181,00
Einsparungen im Betrieb:
- Der jährliche Heizwärmebedarf beträgt vor der Sanierung für das Gebäude 92.852 kWh/a und wird durch die Sanierung auf 15.296 kWh/a gesenkt. Der Gesamtstrombedarf von rund 13 MWh für das sanierte Gesamtgebäude wird zukünftig mit der PV-Anlage und durch Ökostrom gedeckt. Der zukünftige Wärmebedarf wird mit einer Biogas-Anlage abgedeckt.
Förderungen:
- Beantragte Investitionskosten 1.500.000 Euro
- Umweltrelevante Investitionskosten 407.181 Euro.
- Voraussichtliche Förderung 138.673 Euro.
Persönliche Erfahrungen
Planungs- und Bauphase
Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):
- Das gesamte Gebäude steht unter Denkmalschutz, was eine besondere Herausforderung im Zuge des Projektes darstellt.
- Die Zusammenarbeit zwischen den Architektenbüro, Bauleiter, Professionisten war äußerst zielorientiert, und die bei einem Umbau immer spontan auftretenden kleinen Probleme und Herausforderungen konnten rasch gelöst werden. Eine besondere Herausforderung war die gelungenen Erneuerung/Sanierung des Turmdaches über den Rathaus samt der Rathausuhr ebenso auch die Arbeiten an den Gesimsen, Fensterelementen und an der Erhaltung der straßenseitigen Jugendstilfassade.