Volksschule Brixlegg

22.10.2020
Foto: AEP Planung und Beratung GmbH

Executive Summary

Für das 1965 errichtete Volksschulgebäude der Marktgemeinde Brixlegg ist im Jahr 2019 eine umfassende Sanierung durchgeführt worden.
Die Gemeinde ist eine, mit 3 „e“ ausgezeichnete, e5-Gemeinde und setzt sich daher das ausdrückliche Ziel, eine sehr hohe energetische und ökologische Qualität der Sanierung zu erreichen. Zusätzlich ist Brixlegg Teil der Klima- und Energiemodellregion Alpbachtal, welche noch die Gemeinden Kramsach, Alpbach und Reith im Alpbachtal umfasst.

Die Volkschule Brixlegg ist Teil eines Schulzentrums mit einer – bereits in Passivhaus- Qualität sanierten – Neuen Mittelschule, einem Polytechnikum, einem Kindergarten und einem angeschlossenen Freibad. Das Gebäude besteht aus Erdgeschoß, einem Obergeschoß, einem Dachgeschoß und ist zu einem kleinen Teil unterkellert.

Die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen beim Volksschulgebäude umfassten die barrierefreie Umgestaltung, den Einbau eines Aufzugs, die Aufwertung und Umgestaltung der Klassenräume, die Neuorganisation von weiteren Lehrräumen,
des Lehrerbereichs und der Nachmittagsbetreuung sowie den Einbau eines neuen Bewegungsraumes. Außerdem wurde die Schülergarderobe im Eingangsbereich neu errichtet. Der bestehende Innenhof wurde autofrei umgestaltet, die Parkplätze wurden an der Straße vor dem Volksschulgebäude neu hergestellt. Zudem wurden 2 Parkplätze mit Ladestation für E-Autos geschaffen, sowie mehrere E-Bike-Ladestationen.

Im Zuge der Mustersanierung wurde auch eine 42 kWp Photovoltaikanlage auf dem Dach der Volksschule installiert und Ladestationen für Elektrofahrräder werden errichtet. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärme- und
Feuchterückgewinnung sorgt für konstanten Luftwechsel und ein angenehmes Raumklima für Kinder und Lehrkräfte. Ein neuartiges Beleuchtungskonzept mit LED-Lichtpunkten und einer tageslichtabhängigen Beleuchtungssteuerung bringt
ideale Lichtverhältnisse für die Schüler.

 

Auszeichnungen/Zertifizierungen/Preise

Ausgangszustand

Gebäude

Eigentümer/ Betreiber:

  • Marktgemeinde Brixlegg

Ansprechpartner / Kontaktpersonen:

Architekt:

  • Architekturhalle
  • Niedere-Munde-Straße 15a, 6410 Telfs

Standort:

  • Marktgemeinde Brixlegg
  • Römerstraße 18a, 6230 Brixlegg

Gebäudetyp:

  • Schulzentrum (Volksschule)

Errichtungsjahr Bestandsgebäude:

  • 1965

Größe (BGF):

  • 2.946 m²
  • Nach der Sanierung / dem Umbau erweitert auf 3.381 m²

Zustand/ Ausstattung Bestand:

  • Die Volkschule Brixlegg ist Teil eines Schulzentrums mit einer – bereits in Passivhaus- Qualität sanierten – Neuen Mittelschule, einem Polytechnikum, einem Kindergarten und einem angeschlossenen Freibad.
  • Das Gebäude besteht aus Erdgeschoß, einem Obergeschoß, einem Dachgeschoß und ist zu einem kleinen Teil unterkellert.

Motiv der Sanierung

Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:

  • Ein wirksamer Schutz vor sommerlicher Überhitzung ohne aktive technische Kühlung und eine optimale Tageslichtnutzung.

Ziele

Vision

Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:

  • Es soll eine hohe energetische und ökologische Qualität der Sanierung erreicht werden. Der angestrebte Standard soll unter Berücksichtigung der Lebenszykluskosten, den Energieverbrauch und den Energieaufwand bei der Sanierung des Gebäudes minimieren, sowie möglichst geringe CO2 Auswirkungen verursachen. Bei der Sanierung werden die Anforderungen an Energiekennzahlen für die Größere Renovierung, Nicht Wohngebäude, nach dem 01.01.2017 (Vgl. OIB Richtlinie 6 Pkt. 4.2.2) gestellt.
  • Zur Sicherstellung einer hochwertigen Qualität bezüglich Nachhaltigkeit mit Fokus auf Energieeffizienz, Klimaschutz und Ressourceneffizienz wird die Volksschule Brixlegg nach Vorbild des klimaaktiv Gebäudestandards errichtet.

Maßnahmen

Gebäudehülle

Bauteilaufbauten:

  • Die Außenwände von konditionierten Räumen gegen Außenluft sind mit 22 cm Mineralwolle versehen worden. Die Dämmung des Steildaches erfolgte mittels 24 cm PUR Dämmplatten. Die erdanliegenden Wände wurden mittels einer 20 cm XPS Dämmung gedämmt. Alle Fenster und Türen wurden gegen Holz-Alu-Fenster mit Wärmeschutzverglasung ausgetauscht.

Baustoffe:

  • 22 cm Mineralwolle; Außenwände
  • 24 cm PUR Dämmplatten; Steildach
  • 20 cm XPS Dämmung; Erdanliegendewände

Fensterqualität:

  • Alle Fenster und Türen wurden gegen Holz-Alu-Fenster mit Wärmeschutzverglasung ausgetauscht.

Haustechnik

Heizung:

  • Das gesamte Schulzentrum wird über eine „Heizzentrale“ mit Wärme versorgt, welche derzeit aus 2 Ölkesseln à 330 kW und einem Pufferspeicher besteht. Die Bereitstellung der Raumwärme erfolgt nach der Sanierung zentral mittels eines 200 kW Pelletskessels.

Kühlung:

  • Als Verschattungssystem und zur Reduzierung des Kühlbedarfes wurden außenliegende Sonnenschutzelemente installiert.

Lüftung:

  • Zur kontrollierten Be- und Entlüftung aller Räumlichkeiten sind insgesamt drei zentrale Lüftungsgeräte installiert worden. Die Klassen- und Allgemeinräume in den Obergeschossen werden über zwei Lüftungszentralen im Dachraum, die Untergeschosse inkl. Turnsaal werden über die Zentrale im Kellergeschoss be- und entlüftet. Die Frisch- und Fortluftführung erfolgt von den Lüftungszentralen direkt ins Freie.
  • Die Außenluftvorwärmung erfolgt über eine Wärmerückgewinnung am Gerät. Die benötigte Restwärme wird über ein elektr. Heizregister zugeführt. Die Zentralgeräte für die Obergeschosse sind mit einer Feuchterückgewinnung ausgestattet.

Sanitär:

  • Die Wasserversorgung erfolgt über den Bestandsanschluss am Trinkwassernetz der Marktgemeinde. Die Brauchwassererwärmung erfolgt dezentral bei jeder Entnahmestelle über einen elektrischen Kleindurchlauferhitzer bei den Einzelwaschbecken, mit elektrischen Untertischboilern 10l bei Küchenbecken und mittels zentraler Warmwasserbereitung für die Nassbereiche des Turnsaales.

Elektrik:

  • Die kompletten Elektroinstallationen wurden im Zuge der Sanierungs- und Umbaumaßnahmen neu errichtet.
  • Ein neuartiges Beleuchtungskonzept mit LED-Lichtpunkten und einer tageslichtabhängigen Beleuchtungssteuerung bringt ideale Lichtverhältnisse für die Schüler.
  • In sämtlichen Bereichen werden neue Schalt- und Steckanlagen eingebaut.
  • Für die gesamte Volksschule ist ein zentraler Niederspannungs-Hauptverteiler zur Sicherstellung der Starkstromversorgung gebaut worden. Darüber hinaus wurde eine PV-Anlage installiert. Die PV-Anlage umfasst ca. 140 PV-Module.

Regelungstechnik:

  • Die Beheizung der einzelnen Klassen- und Allgemeinräume erfolgt über Heizkörper, welche mit Thermostatköpfen ausgestattet sind

Energieeffizienz

Maßnahmen zur Effizienzsteigerung:

  • Fensteraustausch
  • Dämmung der Gebäudehülle
  • Verschattungssystem (außenliegende Sonnenschutzelemente)

Abwärmenutzung:

  • Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:

  • PV-Anlage mit 42 kWp

Ergebnisse

Kennzahlen

Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.

Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.

Als Heizlast versteht man jene Wärmelast die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.

Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.

Heizwärmebedarf/ vorher:

  • 144,9 kWh/(m²a) HWBRef, RK

Heizwärmebedarf/ nachher:

  • 26,2 kWh/m²a HWBRef, RK

Kühlbedarf/ vorher:

  • 1,1 kWh/(m³a)

Kühlbedarf/ nachher:

  • 1,1 kWh/m³a

Spezifische Heizlast:

  • Vorher: 259,8 kW, entspricht 88,28 W/(m²BGF) bei einer BGF von 2.946 m²
  • Nachher: 133,8 kW, entspricht 39,56 W/(m²BGF) bei einer BGF von 3.381 m²

Erwartete CO2- Einsparung:

  • bis zu 227 t/a

Messungen im Rahmen der Qualitätssicherung Herstellung:

  • Ergebnis Blower Door Test 0,94

Kosten

Investitionskosten:

  • Gesamte Investitionskosten: € 8,7 Mio.
    • Beantragte Investitionskosten: € 1.706.159
    • Umweltrelevante Kosten: € 1.706.159
    • Förderhöhe: € 596.079

Erwartete Einsparungen im Betrieb:

  • fGEE – Reduktion: 65%
  • Heizwärmebedarf Referenz – Reduktion: 82%
  • Heizöl: 100% durch Umstieg auf Pellets
  • Strom: rund 50% durch PV-Anlage

Förderungen:

  • Insgesamt wurden Investitionskosten in der Höhe von 1.706.159 Euro zur Förderung beantragt.  Unter Berücksichtigung der Gebäudeerweiterung errechnet sich eine voraussichtliche Förderung insgesamt 596.079 Euro

Kosten je m² BGF:

  • ca. € 579 € umweltrel. Kosten/m² BGF Bestand

Persönliche Erfahrungen

Planungs- und Bauphase

Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practice Beispiele):

  • Augenmerk auf eine gute Zusammenarbeit zwischen Planern, dem Nutzer und der Projektleitung
  • Wie war die Zusammenarbeit? Als größte Problematik stellte sich die Statik heraus. Es wurden im Zuge der Abbruchmaßnahmen statische Schwächen bei den Decken festgestellt, welche im Vorfeld nicht erkennbar waren. Die dadurch notwendigen Zusatzmaßnahmen führten zu einer Kostenerhöhung und einer Verschiebung des Bauzeitplanes. Ein weiteres Problem war natürlich die Coronapandemie und der damit verbunden Baustillstand in den Anfangsmonaten der Pandemie. Insgesamt kam es zu damit zu einer Verschiebung der Baufertigstellung um knapp 7 Monate.

Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):

  • Im Planungsprozess selbst und in der Zusammenarbeit mit den Behörden gab es keinerlei Probleme.

Empfehlungen:

  • Die Energiekosteneinsparungen sind schon im ersten Jahr nach der Umsetzung beeindruckend. So lässt sich die Sanierung auch wirtschaftlich gut darstellen. Die Kommunikation zur Grazer Energieagentur im Rahmen des EVM war sehr gut. Die Unterstützung durch Frau Tartler hervorragend.
  • Nutzer, Interessenvertreter, etc. bei Planung mit einbinden, ausreichend Planungszeit einberechnen
  • Auftraggeber vor Beauftragung über unterschiedliche Möglichkeiten informieren
  • Alle planenden Stellen in Projekt einbinden
  • Planungsziele klar und detailliert zu definieren

 

Chronologie/Bautagebuch:

  • Planungsstart: Frühjahr 2018
  • Baustart: Juli 2019
  • Baufertigstellung: September 2020

Nutzung

Nutzungskomfort Erfahrungen:

  • Durch das verpflichtend durchzuführende feinmaschige Energieverbrauchsmonitoring im Rahmen des Förderprogramms hat die Gemeinde jedenfalls die Verbrauchssituation jederzeit im Griff kann jederzeit Optimierungsschritte setzen. Dabei wird die Gemeinde hervorragend durch Frau DI (FH) Julia Tartler von der Grazer Energieagentur unterstützt.
  • Daten des EVM haben aber einen weiteren Nutzen: Als Gemeinde der KEMAlpbachtal hat das Schulzentrum die Möglichkeit, ein Projekt im Rahmen des Förderprogramms „Klimaschulen“ einzureichen, wofür die Verbrauchsdaten ein tolle Werkzeug sind, um den Kindern Klimaschutz und Energiewende „hands-on“ zu vermitteln.
  • Schlussendlich gewann das Sanierungsprojekt auch den Tiroler Sanierungspreis 2021, verliehen von Energie Tirol. Eine schöne Auszeichnung für die Gemeinde Brixlegg, aber für die Arbeit der KEM Alpbachtal und ein Signal an die
    Bürger*innen, dass die Gemeinde Klimaschutz ernst nimmt. Letztlich ist aber das allerwichtigste, dass die Lehrer*nnen und vor allem die Kinder in einer bestmöglichen Atmosphäre lernen und arbeiten können. Dieses Ziel wurde mit der Sanierung jedenfalls erreicht.

Energieausweise & Planung

Ihre Ansprechpartner

Kontakt Mag. Rainer Unger info@alpbachtal2050.at 6236 Alpbach
Planung Architekturhalle Niedere-Munde-Straße 15a,
6410 Telfs