Gästehaus Maier, Mautern

21.10.2020
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Executive Summary

Das Gästehaus ist als Nebengebäude Teil des Familiengasthofs Maier in Mautern (Steiermark). Es stammt aus dem 17. Jahrhundert (Baubewilligung 1658) und besteht aus Keller und drei oberirdischen Geschossen. Untergebracht sind darin sechs Wohneinheiten mit 12 Betten. Aufgrund des nicht mehr zeitgemäßen Komfort- und Effizienzstandards wird das Gästehaus umfassend thermisch- energetisch verbessert.

Dabei werden im Bereich der Gebäudehülle überwiegend ökologische Dämmstoffe und Materialien eingesetzt. Die Fassade wird mit 24cm Mineralschaumplatten gedämmt. An der obersten Geschoßdecke werden auf einer Stärke von 30cm Zelluloseflocken eingeblasen, die Dachschräge wird mit 30cm Holzweichfaserplatten ausgekleidet. An der Kellerdecke werden 8cm, im Perimeterbereich 20cm Polystyrol angebracht. Die Energiekennzahl (Heizwärmebedarf) wird dadurch von 173 auf 22kWh/m²a nach der Sanierung minimiert.

Im Zuge der Sanierung wird das Gebäude mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (Wärmerückgewinnungsgrad 85%) ausgestattet. Zur Verbesserung der Stromeffizienz wird die bestehende Beleuchtungsanlage optimiert.

Die Wärmeversorgung wird vom bestehenden Heizölkessel auf eine Sole-Wasser-Wärmepumpe (Wärmequelle: Tiefensonden) unterstützt durch eine thermische Solaranlage mit 22m2 Kollektorfläche umgestellt. Ergänzend wird eine 80m2- Photovoltaikanlage mit Nennleistung 12kWp errichtet.

 

Auszeichnungen/Zertifizierungen/Preise

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Ausgangszustand

Gebäude

Eigentümer/ Betreiber:

  • Maier Gerhard

Ansprechpartner / Kontaktpersonen:

  • Maier Gerhard

Architekt:

  • Baumeister Karl Angerer
  • Reitingau 6, 8774 Mautern
  • bm.karl.angerer@aon.at

techn. Planer:

  • Steiner Haustechnik GmbH
  • Wolfram Steiner
  • 8962 Gröbming
  • haustechnik@steiner.at

Standort:

  • 8774 Mautern in der Steiermark, Josefiplatz 3

Gebäudetyp:

  • Gästehaus

Errichtungsjahr Bestandsgebäude:

  • 1658

Größe (BGF):

  • 361 m2

Zustand/ Ausstattung Bestand:

  • Das ursprünglich am Nachbargrundstück stehende Gebäude wurde erworben und zu einem Gästehaus mit 6 Wohneinheiten und 12 Betten umgebaut. Der Grundzustand des Gebäudes war erhaltenswert und daher auch für eine Sanierung geeignet. Der Komfort- und Effizienzstandard allerdings nicht mehr zeitgemäß.

Motiv für die Sanierung

Mängel/ Schwachstellen/ Probleme im Bestand:

  • Der schlechte Wärmeschutz des Gebäudes und die nicht mehr zeitgemäße Ausstattung, führten zu hohen Betriebkosten und einem unangenehmen Wohnklima.

Ziele

Vision

Wünsche / Ziele Bauherr Ökologie/ Energieeffizienz/ Komfort:

  • Der Ort Mautern in der Steiermark ist stark von der Abwanderung betroffen. In den letzten Jahren sank die Einwohnerzahl von 2.500 auf 1.800 Personen. Grund dafür sind die fehlenden Arbeitsmöglichkeiten in der Region.Viele alte Gebäude im Ort sind sanierungsbedürftig und es stellt sich oft die Frage:“ Abreißen oder sanieren?“. Der Bauherr der Gästehaus Maier ist überzeugt von der Möglichkeit Gebäude zu sanieren somit zu erhalten und so Arbeitsplätze, Wohnungen und Komfort zu schaffen.
  • Es soll ein Vorzeigeobjekt hinsichtlich Energieeffizienz, Nutzung erneuerbarer Energiequellen und ein Gebäude mit höchstem Komfort geschaffen werden.

Ziele Planer:

  • Ein Plusenergiegebäude zu planen und umzusetzen.

Maßnahmen

Gebäudehülle

Bauteilaufbauten:

  • Die Außenwände des Gästehauses im Erd- und Obergeschoß bestehen aus 75 cm dickem Mischmauerwerk, die Außenwände im Dachgeschoß bestehen aus 42 cm Vollziegel-Mauerwerk. Im Bestand sind diese nicht gedämmt (U-Wert 1,29 bzw. 1,4 W/(m²K)). Im Zuge der Sanierung werden 24cm Mineralschaumplatten angebracht, was den U-Wert auf 0,16 W/(m²K) verbessert.
  • Teile der obersten Geschoßdecke zum Dachraum und der Dachschräge sind bereits mit 12 bzw. mit 5 cm EPS-Platten gedämmt (U-Wert von 0,24 bzw. 0,61 W/(m²K)). Die ungedämmten obersten Geschoßdecken bzw. Dachgauben weisen U-Werte zwischen 0,76 und 1,12 W/(m²K) auf. Die oberste Geschoßdecke wird mit 30 cm Zellulosedämmung und die Dachschräge mit 30 cm Holzweichfaserplatten als Zwischensparrendämmung gedämmt (U-Wert 0,12 bzw. 0,18 W/(m²K)).
  • Der Keller des Hauses ist und bleibt unbeheizt und daher nicht Teil der thermischen Hülle. Die Kellerdecke ist als Ziegelgewölbe mit Beschüttung ausgeführt (U-Wert 0,81 W/(m²K)). Die Kellerdecke wird mit 8 cm EPS (U-Wert 0,28 W/m²K) und der unbeheizte Keller des Hauses mit 20 cm XPS im Perimeterbereich und 7 cm EPS auf dem Kellerfußboden gedämmt.
  • Zur Reduzierung der Kühllast werden außen liegende Raffstore installiert.
  • Die ursprüngliche Planung sieht die Dämmung der Außenwände mit Dämmstoffen vor, die mit dem deutschen NaturePlus Zertifikat statt dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind. Der Förderweber bestätigt allerdings, dass im Zuge der Umsetzung zusätzlich zum obersten Geschoß und dem Dach auch die Außenwände mit entsprechenden Dämmstoffen versehen werden, und erfüllt damit die Voraussetzungen für den Umweltzeichen-Zuschlag.

Baustoffe:

  • Mineralschaumplatten zur Dämmung der Außenwände.
  • Zellulosedämmung sowie Holzweichfaserplatten zur Dämmung des Dachs.
  • Die Kellerdecke und der Kellerfußboden werden mit EPS gedämmt.
  • XPS im Perimeterbereich.

Fensterqualität:

  • Holz-Aluverbundfenster mit 3 Scheibenverglasung und einem durchschnittlichen U-Wert von 0,9 W/(m²K).

Vermeidung von Wärmebrücken, Anschlussdetails:

  • Optimierte Wärmebrücken um das ambitionierte Ziel eines Plusenergiegebäudes zu erreichen. Im Dachbereich musste auf die Durchbrüche der SPAX-Schrauben, zur Befestigung des Daches, geachtet werden.

Haustechnik

Heizung:

  • Die bestehende Ölheizung, Baujahr 1994 und 30 kW Leistung, wird durch eine Wärmepumpe mit Tiefensonden (230 m) und einer Leistung von 11 kW, welche einen 3.000 Liter Pufferspeicher versorgt, ersetzt.
  • Die Wärmeverteilung erfolgt über eine Niedertemperaturheizung, ausgeführt als Fußbodenheizung.
  • Als Ergänzung zur Wärmepumpe dient eine Solarthermieanlage, welche ebenfalls in den Pufferspeicher Energie liefert und zur Heizung und Warmwasseraufbereitung verwendet wird.

Kühlung:

  • Durch passive Maßnahmen, in diesem Fall Außenraffstore, wird bereits im Vorhinein vermieden, dass das Gebäude sich zu stark erwärmt und eine Kühlung erforderlich machen würde.
  • Eine Luftvorkühlung erfolgt im Sommer über das Sole-Luftregister, welches über die Wärmepumpe versorgt wird.

Lüftung:

  • Einbau einer kontrollierten Be- und Entlüftung mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von 85 %. Die Vorwärmung/-kühlung der Außenluft erfolgt über ein Sole-Luftregister versorgt über die Wärmepumpe. Die Lüftung liefert 400 m³/h Frischluft für die 6 Wohneinheiten. Die einzelnen Einheiten werden abgeglichen über ein semizentrales Lüftungssystem.

Sanitär:

  • Es erfolgt eine zentrale hygienische Warmwasserbereitung über den Pufferspeicher.

Elektrik:

  • Das Besondere an der Elektrik ist, dass durchgehend eine LED-Beleuchtung installiert wurde. Auch alte Luster wurden mit Lampen dieser Art bestückt und erstrahlen nach einer Restaurierung in neuem Glanz. Durch diese Art der Beleuchtung konnte der Strombedarf um 78 % gesenkt werden.

Regelungstechnik:

  • Die Heizung wird außentemperaturgeführt betrieben.

Solaranlage:

  • Die Sonnenenergie wird durch eine PV-Anlage in Strom und durch eine solarthermische Anlage in Wärme umgewandelt.
  • Die solarthermische Anlage ist 24 m² groß und versorgt einen Pufferspeicher mit 3.000 Liter Fassungsvermögen.
  • Die PV-Anlage mit 12 kWp (79 m²) liefert im Jahr 6,4 MWh Strom für den Eigenbedarf.

Energieeffizienz

Maßnahmen zur Effizienzsteigerung:

  • Der Netzstrombezug konnte durch die Effizienzmaßnahmen in der Beleuchtung und durch die Installation einer PV-Anlage um 9,9 MWh/a verringer werden.

Abwärmenutzung:

  • Die Wärme der Abluft wird mit einem Wärmetauscher im Lüftungsgerät zurückgewonnen und der Zuluft zugeführt. Der Wärmerückgewinnungsgrad beträgt hierbei 85%.

Nutzung Erneuerbarer Energiequellen:

  • Die Nutzung erneuerbarer Energiequellen ist gegeben durch eine Photovoltaik- sowie Solarthermieanlage am Dach.

Besondere Lösungen:

  • Das tiefe Fensterparapet, welches sich durch die Sanierung ergeben hat, wird gestalterisch genutzt und gut von den Gästen angenommen. Trotz dieser Tiefe sind die Räumlichkeiten lichtdurchflutet und auch der alte Charakter des Hauses konnte erhalten werden.
  • LED-Beleuchtung für das gesamte Gebäude. Auch alte Luster erhielten eine passende LED-Lampe, ganz im Retrolook. Die Kosten von € 20.- pro Birne sind in einem verhältnismäßig guten Rahmen, da die Lebensdauer solcher LEDs um einiges länger ist als jene von konventionellen Leuchtmittel.
  • Dachintegrierte PV-Anlage, welche die notwendige Energie zum Betrieb der Wärmepumpe vollständig substituiert.

Ergebnisse

Kennzahlen

Erklärung der Kennzahlen:

  • Der spezifische Heizwärmebedarf beschreibt die erforderliche Wärmemenge pro Quadratmeter beheizte Bruttogeschossfläche, die ein Gebäude an einem bestimmten Ort (Klima) oder bei einem Referenzklima pro Jahr benötigt, um die Innenraumtemperatur auf 20 Grad Celsius zu halten.
  • Der Kühlbedarf ist diejenige Nutzenergie, die nötig ist, um die Räume eines Gebäudes beim Auftreten von Überwärmung auf die gewünschte Soll-Temperatur zu kühlen.
  • Als Heizlast versteht man jene Wärmemenge die notwendig ist, um den Wärmeverlust von Räumen auszugleichen.
  • Die Kühllast ist eine aus einem Raum abzuführende Wärmelast, die notwendig ist, um einen vorgegebenen Raumluftzustand zu erreichen oder zu erhalten.

Heizwärmebedarf/ vorher:

  • 46,45 kWh/(m³a)
  • Bzw. lt. EA: 173 kWh/(m²a)

Heizwärmebedarf/ nachher:

  • 22 kWh/(m³a)
  • bzw. lt EA: 5,99 kWh/(m²a)

Kühlbedarf/ vorher:

  • 0,01 kWh/(m³a)

Kühlbedarf/ nachher:

  • 0,44 kWh/(m³a)
  • Trotz dieser Erhöhung wird das vorgeschriebene Kriterium eingehalten.

Spezifische Heizlast:

  • Vorher: 75,2 W/(m²BGF)
  • Nachher: 19,4 W/(m²BGF)

Erwartete CO2- Einsparung:

  • 37,31 t/a … -100%

Erwartete Kosteneinsparung im Betrieb:

  • Durch die Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage und die selbst erzeugte elektrische Energie über die PV-Anlage wird in 3 Jahren mit Kosteneinsparungen von € 40.155,00 gerechnet.

Amortisationszeit:

  • 10 Jahre

Kosten

Investitionskosten:

  • Beantragte Investitionskosten: € 413.054,00

Einsparungen im Betrieb:

  • Erwartete Einsparung an Brennstoff:
    • durch die thermische Hülle des Gebäudes in Passivhausqualität,
    • die Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage und
    • die Solaranlage am Dach.
    • Die hocheffiziente Wärmepumpe zur Nutzung der Umweltwärme
  • Stromeinsparungen:
    • Beleuchtungsoptimierung
    • PV-Anlage
  • Gesamte kalkulierte Energiekosteneinsparungen in 3 Jahren: € 40.155,00

Förderungen:

  • Beantragte Investitionskosten: € 413.054,00
  • Umweltrelevante Investitionskosten: € 378.134,00
  • Förderbasis: € 337.979,00
  • Förderungen: € 194.098,00 (bei Fördersatz von 57,43% nach Berücksichtigung des Plus-Energiehauszuschlages und der Verwendung von Dämmstoffen mit österreichischen Umweltzeichen)

Persönliche Erfahrungen

Planungs- und Bauphase

Bericht zum Planungsprozess (Zusammenarbeit der Akteure, Schwierigkeiten, best practice Beispiele):

  • Die Zusammenarbeit mit Projektakteuren war ausgezeichnet. Durch die Nutzung von regionalen Partnern gab es keine Schwierigkeiten im Bauvorhaben.

Hindernisse im Planungsprozess (Genehmigungen/ Behörden/ Anrainer/…):

  • Keine Hindernisse beim Genehmigen der Wärmepumpenanlage.

Empfehlungen:

  • Jeden Tag die Baustelle besichtigen.
  • Wenn man selbst das Know How nicht hat, sollte man Experten hinzuziehen. Auch für die Bauaufsicht.
  • Nicht alles selbst entscheiden wollen. Vertrauen zu den Verantwortlichen ist wichtig.
  • Einen Baumeister des Vertrauens und aus der näheren Umgebung wählen. Dieser kennt die örtlichen Gegebenheiten und ist bei etwaigen Problemen rasch zur Stelle.
  • Einem Lüftungsspezialisten die Planung und Ausführung der Lüftungsanlage überlassen.

Nutzung

Nutzungskomfort/ Erfahrungen:

  • Der Baustoff Holz aus der Region wurde zu einem wichtigen Gestaltungsmerkmal für die 6 neuen Wohneinheiten. Gerade diese tragen zu einem Wohlfühlklima in den Räumlichkeiten bei.Die optimale Ergänzung dazu ist die kontrollierte Wohnraumlüftung, welche immer für Frischluft sorgt.
  • Durch die Niedertemperaturheizung, in Kombination mit dem alten und massiven Mauerwerk, welches regulierend auf die Raumtemperatur wirkt, sorgt auch im Sommer für ein komfortables Raumklima.
  • Die Gästefeedbacks sind bislang durchaus mehr als positiv. Außerdem ist die Neugier der Gäste bzgl. des neuen Energiesystems und der Bauweise groß.

Planung – Schema Energiekonzept

Energieausweis

Ihre Ansprechpartner

Kontakt Familiengasthof Maier http://www.familiengasthof-maier.at/ Maier Gerhard fgm@aon.at Hauptstraße 2,
8774 Mautern